Radar
ist die Abkürzung für Radio Detection And Ranging oder zu Deutsch "funkgestützte Ortung und Abstandsmessung" wobei ich Ihre Aufmerksamkeit thematisch auf "Radio", also Funk, lenken möchte.
Radar ist wie AIS ein System, das auf Funk basiert und bereits 1904 erfunden wurde. Auf Schiffen wurde es erstmals 1941an Bord des Schiffes USS Semmes installiert und genutzt.
Die Anforderungen an Radar, als adäquates Mittel zur Kollissionsverhütung, waren und sind hoch. Dennoch brauchte es seine Zeit, bis man richtig mit Radar umgehen konnte, denn im Gegensatz zu AIS ist Radar anspruchsvoller oder auch komplizierter.
Themen wie:
- Keulenbreite
- Seegangsenttrübung
- Regenenttrübung
- Peilung
- Korrekte Ermittlung von Geschwindigkeit und Kurs eventueller Kollissionsgegner
mussten erst verstanden werden. Nicht selten wurden Filter falsch reguliert so dass Geisterechos vermehrt auftraten und zu einer Fehlinterprätation der Lage führte. Oder aber Filter wurden zu intensiv genutzt, so dass andere Schiffe besonders kleine oder Schiffe mit Rümpfen aus weniger stark reflektierendem Material wie Holz oder Kunststoff erst sehr spät oder gar nicht erfasst wurden.
Auch musste man verstehen lernen, dass, obwohl es sich um ein funkbasiertes System handelt, eine zu große Antennenhöhe nachteilig ist. Insgesamt musste man verstehen, dass die Länge der azimutal abstrahlenden Antenne für eine bessere Auflösung sorgt.
Basierend auf der Idee durch Radar die Möglichkeit einer Kollission zu minimieren wurde Radar - wenn auch nicht expliziet genannt - in KVR Regel 5 verinnerlicht. Dort lesen wir:
Für uns bedeutet das, dass wir, sofern Radar an Bord ist, hiervon auch Gebrauch machen müssen. Vermutlich ist dies, neben den Kosten für Schiffsradar, ein weiterer Grund dafür, dass wir auf Charterbooten weitaus seltener Radar als AIS vorfinden. Wie gesagt, Radar ist anspruchsvoller. Wer mit dem Gedanken spielt ggf. nach dem SKS-Schein weiterzumachen wird spätestens bei der Vorbereitung zum SSS immer wieder die Aussage hören "Beim SSS sterben die Kandidaten unter Deck". Damit ist gemeint, dass bei der SSS-Prüfung (das ist die letzte praktische Prüfung bei Sportbootpatenten) die Prüflinge meist nicht bei den Segelmanövern scheitern, sondern bei der Radarprüfung, bei der Sie - ganz nebenbei - auch keinen zweiten Versuch haben.
Im Gegensatz zu AIS bietet Ihnen Radar zusätzlich zur Erkennung anderer Fahrzeuge/Gegenstände auch die Möglichkeit einer Peilung mit Hilfe der EBL (Electronic Bearing Line = elektronische Peillinie) und eignet sich somit durchaus auch zur Positionsbestimmung indem Sie zu einem Objekt die Radarseitenpeilung und die Distanz ermitteln. Es versteht sich von selbst, dass die Methodik einer korrekt durchgeführten Radarseitenpeilung sowie die Kursbeschickung zum Handwerkszeug im Umgang mit dem Radargerät gehören.
Gerade wenn Sie das nicht häufig machen sollten Sie sich die Zusammenhänge der Kursumwandlung für eine Radarseitenpeilung, sowie das Verfahren an sich, noch mal genau ansehen. Die Umrechnung ist überigens auch unter Zuhilfenahme meiner Capitano 2.0 - Software möglich. Gleiches gilt im Übrigen auch für die jahresaktuelle Berechnung der Missweisung, die Sie spätestens bei der "regulären" Kursumwandlung benötigen.
In der Praxis können Sie Ihre Ergebnisse wie:
- Geschwindigkeit
- Kurs
- Uhrzeit der Begegnung
- CPA ... für beobachtete Fahrzeuge
völlig analog in ein Radar-Plott-Sheet* eintragen und die Werte - so wie es bei den Prüfungen zum SSS und SHS gefordert wird - rechnerisch und zeichnerisch ermitteln, oder Sie nutzen das Programm Radar Plot, das Sie in der Rubrik Nautic-Tools in Capitano 2.0 finden.
Beim erstmaligen Aufruf wird das Programm feststellen, dass die Anwendung noch nicht installiert ist und bietet Ihnen die Installation an. Hierzu ist kein Internetzugang oder Download erforderlich, da das Programm "Radar Plot" als Reccource in Capitano 2.0 integriert wurde.
Bitte beachten Sie, dass auf dem Radar nicht nur Schiffe oder bewegliche Objekte dargestellt werden. Windräder, Ölplattformen, Inseln, Felsen oder auch Bojen (Großtonnen) sind darauf ebenfalls erkennbar, denn sie liefern ein Radarecho. So ist es nicht immer ganz leicht oder eindeutig zu unterscheiden was was ist.
In jedem Fall sollten Sie die Ausbildung in Sachen Radar in Theorie und Praxis bei einer seriösen Bootsfahrschule erlernen und hierzu einige Übungsaufgaben lösen, damit Sie nicht zu den Prüflingen gehören, die unter Deck "sterben".
In jedem Fall bietet Ihnen Radar die Möglichkeit Schiffe zu orten, die ggf. kein AIS haben, sich aber dennoch auf Kollissionskurs befinden. So gesehen ergänzen sich AIS und Radar mehr als das sie sich ersetzen.
* solche Vorlagen existieren in A4 und A3 und werden Ihnen i.d.R. von Ihrer Bootsfahrschule zu Verfügung gestellt. Aus Copyright-Gründen werde ich hier keine Vorlage zum Download bereitstellen.