Binnen-Schiffahrts-Funk
Um das UKW-Sprechfunkzeugnis für den Binnenschifffahrtsfunk (kurz UBI) zu machen muss der Prüfling mind. 15 Jahre alt sein.
Streng genommen darf man die Prüfung bereits im Alter von 14 Jahren und 9 Monaten ablegen. Aktiv am Binnenschifffahrtsfunk teilnehmen darf man aber auch mit bestandener Prüfung erst mit Vollendung des 15. Lebensjahres.
Ausnahme ist natürlich der Notfall.
Gefunkt wird hier auf Ultrakurzwelle (UKW/VHF).
Obwohl Binnenschifffahrtsfunk und der mobile Seefunk in beiden Fällen die Funkabwicklung auf Schiffen behandelt gibt es doch gravierende Unterschiede.
So gilt zum Beispiel, dass es im Binnenschifffahrtsfunk keinen einheitlichen Not- und Anrufkanal gibt. Das Handbuch Binnenschifffahrtsfunk beschreibt für den Notfall vorzugsweise die zuständige Revierzentrale mit einer Sendeleistung von 25 W zu informieren (den entsprechenden Funkkanal des Verkehrskreises* Nautische Information entnimmt man dem regionalen Teil 1 des Handbuchs für den Binnenschifffahrtsfunk) und sendet dort beispielsweise einen Notruf "Mayday" um so seitens der Behörden Hilfs- und Rettungsmaßnahmen zu veranlassen.
Erst als zweite Option wird ein Notruf auf dem allgemeinen Schiff- Schiff-Kanal 10 mit max. 1 W Sendeleistung empfohlen. So kann ggf. schnell Hilfe von anderen Schiffen geleistet, aber auch die Schifffahrt vor einer Gefahr gewarnt werden. Da sich diese Funkaussendung an in der Nähe befndliche Schiffe richtet, ergibt es Sinn, dass hier mit einer reduzierten Sendeleistung von 1 W gefunkt wird.
Auch der Einsatz von Handfunkgeräten wird im Binnenschifffahrtsfunk anders gehandhabt als im See- oder Amateurfunk. Die Nutzung von Handfunkgeräten ist hier nur im Verkehrskreis "Funkverkehr an Bord" auf den Kanälen 15 und 17 gestattet. Auf Kleinfahrzeugen ist der Einsatz von Handfunkgeräten im Binnenschifffahrtsfunk untersagt. Ausnahmen bestehen für Kleinfahrzeuge von Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben (z.B. Polizei, Zoll, Feuerwehr ...).
Der Binnenschifffahrtsfunk dient der Funkabwicklung in den Dringlichkeitsstufen:
- Routine
- Panne
- Sicherheit
- Notfall
Im Binnenbereich ist Kanal 10 als Not-, Dringlichkeits- und Anrufkanal außerhalb des Verkehrskreises "Nautische Information" empfohlen. Hierbei handelt es sich um einen Simplex-Kanal. Also einem Kanal auf dem zur Zeit immer nur einer sprechen sollte, da mehrere Sender sich gegenseitig stören und bis zur unverständlichkeit beeinträchtigen können.
Das bedeutet, dass Sie ihr Funkgerät immer auf Kanal 10 (156.500 MHz) eingestellt haben sollten, sofern Sie nicht gerade mit einer anderen Funkstelle auf einen anderen Kanal ausgewichen sind.
Der Sinn, der sich dahinter verbirgt und daher auch im Seefunk, für See- und Küstenfunkstellen des mobilen Seefunks gilt, ist der, dass auf dem jeweiligen Notrufkanal möglichst viele Funkstellen in Hörbereitschaft sind und somit die Wahrscheinlichkeit relativ groß ist, dass eine andere Funkstelle Sie hört.
Im Binnenschifffahrtsfunk bewegen wir uns im Frequenzbereich 156.025 MHz - 156.500 MHz.
Die Angabe einer Reichweite (wie man sie u.a. in Wikipedia findet) halte ich für unseriös, denn die Ausbreitung der UKW-Funkwelle ist "quasi-optisch", was bedeutet, dass Sender und Empfänger eine geradelinige Verbindung (quasi Blickkontakt) haben. Hohe Bauwerke, Berge etc. schränken die Reichweite stark ein. Da helfen auch keine noch so hohen Sendeleistungen. Was aber einen positiven Einfluss auf die Reichweite hat ist die Antennenhöhe. Nicht umsonst sind Repeater oder Funkantennen von Militär etc. auf Bergrücken zu finden.
Eine Antenne am Mast eines Segelbootes mit 17 oder 20 m Masthöhe wird daher eine deutlich höhere Reichweite erzielen als eine Antenne an Deck eines Daycruisers.
Im Gegensatz zum Amateurfunk wird hier mit Kanälen gearbeitet. Amateurfunker hingegen arbeiten mit Frequenzen. Aber das soll hier nicht Gegenstand der Betrachtung sein.
Um die Prüfung erfolgreich ablegen zu können, müssen Sie die Verfahren im Binnenschifffahrtsfunk kennen, das internationale Funkalphabet der ITU sicher beherrschen und etwas englisch verstehen, denn ein Teil der Prüfung besteht darin einen englischen Text als Diktat zu notieren und diesen zu übersetzen.
Nun ja, was ist, wenn Sie auf einem fließenden Gewässer einen Maschinenschaden haben und manövrierunfähig sind. Oder einen Wassereinbruch. Feuer an Bord oder einen medizinischen Notfall?
Den Fall "Routine" bei dem Sie sich mal eben bei einer Schleuse anmelden, in einer Gastmarina nach einem freien Liegeplatz mit geeignetem Tiefgang erkundigen oder einen Sportkameraden aus Ihrem Yachtclub treffen wollen lassen wir mal außenvor. In diesem Fall rufen Sie einfach die Marina oder die Binnenfunkstelle mit Namen oder Rufzeichen auf Kanal 10 (beim Hafenmeister ggf. auf dessen Arbeitskanal) und wechseln dann auf einen freien Kanal.
Im Fall einer Panne, Sicherheitswarnung oder eines lebensbedrohlichen Notfalls sind Sie gut beraten, wenn Sie auf Kanal 10 den passenden Ruf senden und ggf. Schiffe in Ihrer Nähe helfen können.
Vielleicht ist an Bord eines Flußkreuzfahrtschiffes ein Arzt und Sie können dieses Schiff deutlich schneller erreichen als ein Krankenhaus. Oder ein Boot in Ihrer Nähe erfährt über Kanal 10 dass Ihr Motor ausgefallen ist und Sie Gefahr laufen auf Grund zu laufen. Das ist dann schnell bei Ihnen und übergibt Ihnen eine Schleppleine. Es gibt viele Gründe warum Sie sich auf die Hilfe vieler verlassen sollten anstatt zu versuchen ein ernsthaftes Problem selbst und ggf. alleine zu lösen.
Und sind wir mal ehrlich, wenn es darauf ankommt haben Sie bei Mobiltelefon ohnehin entweder gerade kein Netz oder der Akku ist leer.
Das UBI-Sprechfunkzeugnis ist aber nicht nur aus sicherheitstechnischer Sicht mehr als empfehlenswert, es ist auch ein spannendes Thema, das Ihnen den Einblick in die Welt des Funks bietet.
* Im Binnenschifffahrtsfunk unterscheidet man zwischen 5 Verkehrskreisen, diese sind:
- Schiff - Schiff
- Nautische Information
- Schiff - Hafenbehörde
- Funkverkehr an Bord
- Öffentlicher Nachrichtenaustausch
Einzelheiten hierzu erfahren Sie bei Ihrer Sportbootschule während der Vorbereitung auf Ihre Prüfung.