Grüner Star (Glaukom)
Das Glaukom ist eine Schädigung des Sehnervs und führt unbehandelt (unentdeckt) zur Erblindung.
Daher ist es (nach meiner persönlichen Meinung) auch höchst unverantwortlich, wenn eine Untersuchung zur Früherkennung dieser heimtückischen Erkrankung - wie unlängst (2018) geschehen - als Geldmacherei im Sinne von IGeL-Leistungen öffentlich verurteilt und angeprangert wird, denn wenn der Betroffene (Patient) erst einmal feststellt, dass mit seinem Sehen etwas nicht in Ordnung ist (Gesichtsfeldausfälle feststellt) ist es für eine Behandlung zwar nicht zu spät, die Schäden sind jedoch bei traditioneller/konservativer Behandlung irreversibel.
Doch was ist nun Glaukom wirklich und wie kann man dem begegnen?
Stellen wir zunächst einmal fest, was Glaukom NICHT ist. Nämlich erhöhter Augen-Innendruck (IOP = Intra Ocular Pressure). Glaukom ist eine Schädigung des Sehnervs!
Der normale Augeninnendruck wird in mmHg angegeben und liegt mit Werten zwischen 10 mmHG und 21 mmHg im Normalbereich.
Dennoch gibt es Patienten (ca. 35% aller Glaukompatienten), die einen normalen Augeninnendruck haben bei denen sich dennoch eine Schädigung des Sehnervs (Glaukom) entwickelt. Dieses so genannte Normaldruck-Glaukom stellt mit einer Häufigkeit von 35% alles andere als eine seltene Ausnahme dar, ist dennoch was die ärztliche Behandlung bzw. Behandlungsmöglichkeit angeht ein Sonderfall.
In vielen anderen Fällen ist der Augeninnendruck zu hoch und schädigt den Sehnerv. Die Ursache für ein Glaukom kann also ein erhöhter Augeninnendruck sein. Das Glaukom selbst ist jedoch die Sehnervschädigung.
Von welchem Druck bzw. Drucksystem reden wir beim Auge überhaupt?
Die vordere und hintere Augenkammer haben - um ein anschauliches Bild zu bemühen ähnlich wie eine Badewanne - einen Zufluss und einen Abfluss. Das Kammerwasser, das wir dort vorfinden, wird im Ziliarkörper (genauer in den Ziliarzotten) produziert und gelangt so in die hintere Augenkammer und von dort durch die Pupille in die vordere Augenkammer.
Der Abfluss des Kammerwassers erfolgt größtenteils (ca. 90%) über den Schlemm-Kanal und ca. 10% über uveosklerale Venen.
Wird genauso viel Kammerwasser produziert, wie abläuft, ist der IOP (Augeninnendruck) konstant/stabil.
Bemühen wir nun unser Bild der Badewanne bzw. des Badewannen-Zulaufs.
Übertragen auf dieses Modell sind:
- Ziliarzotten = Wasserhahn = Zulauf
- Schlemm-Kanal = Ablauf
- Uveosklerale Venen = Überlauf
- Auge = Badewanne
Wie im richtigen Leben auch ist es meist der "verstopfte Abfluss" der eine Badewanne zum Überlaufen bringt.
Diese Möglichkeit des Überlaufens ist im menschlichen Auge jedoch nicht gegeben. Die Folge daraus ist, dass der Augeninnendruck steigt was relativ lange unbemerkt bleibt, da dieser Vorgang weder schmerzhaft ist noch sonst irgendwelche - vom Patienten realisierbare - Auswirkungen wie beispielsweise Sehbeeinträchtigung mit sich bringt.
In den meisten Fällen ist also auch im Auge der Abfluss des Kammerwassers durch den Schlemm-Kanal gehemmt.
Es wird mehr Kammerwasser produziert als ablaufen kann (in unserem Bild fließt mehr Wasser in die Badewanne als durch den Abfluss und Überlauf ablaufen kann) weswegen die Wanne überläuft.
Dieses gestörte Verhältnis behebt im Haushalt der Klempner, beim Auge der Augenarzt, der sich hierbei einer ganzen Reihe an Operationsmethoden bedienen kann.
Welche Methode den größten Erfolg verspricht hängt von vielen Faktoren (Art des Glaukoms bzw. dessen Ursache) ab und kann nur vom Facharzt beurteilt werden.
In den meisten Fällen werden OP-Methoden praktiziert, die eine höhere Abflussleistung des Kammerwassers zur Folge haben.
Darüber hinaus besteht auch die Möglichkeit, den Zufluss zu reduzieren. Im Auge bedeutet dies, dass die Kammerwasserproduktion reduziert wird.
Als Ultima Ratio verstehen Augenärzte die Implantation eines (meist aktiven) Ventils, das bei Erreichen eines bestimmten Augeninnendrucks öffnet und das Kammerwasser aus dem Augeninneren herausleitet.
Patienten sind gut beraten sich über Art und Umfang, sowie Risiken und Nebenwirkungen einer medikamentösen Behandlung und/oder einer OP beraten zu lassen.
In aller Regel wird ein Augenarzt im Rahmen seiner Erfahrung ohnehin versuchen durch Medikamente (Tropfen) den IOP in geregelte Bahnen zu lenken und den Erfolg engmaschig kontrollieren. Dies erfordert vom Patienten jedoch, dass die Medikamente lt. Dosierungsanweisung regelmäßig genommen und Kontrolltermine wahrgenommen werden.
Soweit so gut. Bis hierher wurde der aktuelle Stand der konservativen ophthalmologischen Praxis beschrieben in dem sich Augenärzte darum bemühen den Normalzustand im Auge wieder herzustellen. Diese Maßnahmen sind zwingend erforderlich, richtig und gut.
Doch was kommt danach?
Was ist mit den Schäden am Sehnerv?
Bemühen wir ein anderes Modell oder Bild. Stellen Sie sich bitte mal vor, Sie hätten einen Wasserrohrbruch im Keller gehabt. Auch hier gelangt viel mehr Wasser in einen Raum als abfließen kann (wir sind wieder beim System Glaukomursache). Im echten Leben rufen Sie die Feuerwehr (beim Glaukom übernimmt der Augenarzt diese Rolle) und lassen das Wasser abpumpen, die Wände und Böden trocknen, belüften die Räume damit sich kein Schimmel bildet was übertragen auf das Auge der Glaukom-OP entspricht.
War's das dann?
Was würden Sie unternehmen, wenn Ihr Keller voll gelaufen war? Vermutlich würden Sie eine Bestandsaufnahme der Schäden machen.
Bodenbeläge, Tapeten, Putz, Schäden in der Elektrizität an sich, Schäden an Mobiliar, Waschmaschine, Wäschetrockner u.v.m.. Mit dieser Liste würden Sie sich an Ihre Versicherung wenden und nachdem der Keller trocken wäre, würden Sie sich um die Beseitigung der Folgeschäden bemühen. Oder?
In der Augenheilkunde ist dies aktuell höchst selten der Fall. In aller Regel werden die Glaukom-Patienten, die einen erhöhten Augeninnendruck haben wie bisher beschrieben behandelt ohne die Schäden zu inspizieren oder zu therapieren.
Normaldruck-Glaukom-Patienten bleiben meist unbehandelt, denn operative oder medikamentöse Behandlungen sind nicht zielführend sondern sogar kontraproduktiv/kontraindiziert.
So hart es an dieser Stelle klingt, der Patient wird an dieser Stelle oftmals alleine gelassen. Der Status quo wird dokumentiert, archiviert und das war's dann!?
Das muss nicht zwingend so sein!
Ich kann und möchte an dieser Stelle keine unhaltbaren Heilsversprechen geben zumal ich kein Augenarzt oder Neuroophthalmologe bin. Dennoch war ich beruflich lange genug im Bereich Augenheilkunde unterwegs um zu wissen, dass es Therapien gibt, die progressive (voranschreitende) Augenerkrankungen verlangsamen und in manchen Fällen sogar zum Stillstand bringen können. Viele dieser Methoden stehen noch am Anfang. Haben noch keine 100 Studien vorzuweisen die auch den letzten konservativen Arzt überzeugen würde. Dennoch gibt es evidenzbasierte, multizentrische, randomisierte Studien (was dem Stand der Wissenschaft entspricht), die die Sicherheit und Wirksamkeit neuer Therapiemethoden bei Glaukom und/oder anderen degenerativen Augenerkrankungen die in aller Regel zur Erblindung führen, belegen.
Die mir bekannten Therapien sind nicht invasive Wechselstrom-Therapien, die mit ihrer CE-Zulassung zu Beginn meist Selbstzahlerleistungen sind.
Da ich auf dieser Webseite keine Werbung für Medizinprodukte machen möchte (kann oder darf), empfehle ich interessierten Lesern zu diesem Thema weiter zu googeln und sich von einigen wenigen spezialisierten Therapiespezialisten beraten zu lassen.Natürlich können die Behandlungskosten solcher Therapien nicht unberücksichtigt bleiben. Aber auch hier tut sich was.
Tot bleibt Tot!
In den zurückliegenden Jahren ist die Forschung ein gutes Stück voran gekommen. Dennoch zweifeln einige Fachärzte die Wirksamkeit der Elektrostimulation bei Augenerkrankungen an. Das ist umso erstaunlicher, da Elektrostimulation in anderen medizinischen Disziplinen schon lange zum "Standard of care" gehört.
Wenn Sie sich also weiter mit dem Thema befassen, sollten Sie sich einen Aspekt klar vor Augen halten:
Glaukom ist eine Erkrankung des Sehnerv bei dem Nervenzellen den programmierten Zelltod (Apoptose) sterben.
Wir können unsere Zellen ganz trivial in drei Gruppen einteilen:
- Tote Zellen = können nicht mehr behandelt werden
- Kranke Zellen = können behandelt werden
- Gesunde Zellen = benötigen keine Behandlung
Seriöse Anbieter neuer Therapien werden und können Ihnen keine Heilsversprechen geben. Ähnlich anderer anerkannter Therapien (z.B. Chemotherapie) bieten neue Methoden und Therapien die Chance etwas zu verbessern (Verlangsamung eines Prozesses oder im Idealfall die Heilung).
Solche Chancen sollten Sie kennen um sich für oder gegen eine Therapie zu entscheiden. Hierbei ist es ganz sicher nicht die Aufgabe Ihres Arztes Ihnen (aus welchen Gründen auch immer) die Existenz einer Therapie zu verschweigen!
Aus diesem Grund habe ich mich dazu entschieden, diesen kleinen Bericht zu verfassen.
Nach meiner ganz persönlichen Erfahrung haben Universitäten heute meist große Sorgen um deren wissenschaftliche Reputation und bremsen innovative Therapien aus oder bieten diese erst dann an, wenn Krankenkassen die Therapiekosten übernehmen. Krankenkassen gehen solche Entscheidungen meist ökonomisch-paritätisch an.
Wenn eine Therapie zugelassen ist (CE und/oder FDA-Approved) und eine gute Chance besteht, dass Versicherte nicht erblinden oder die Sehleistung verbessern, sind schon heute mehr Krankenkassen dazu bereit die Kosten solcher Therapien zu übernehmen als Ärzte die Therapie durchzuführen.