Wetter
beschreibt die metereologische Situation innerhalb eines Beobachtungszeitraums von 72 Stunden (also 3 Tagen).
Jede Vorhersage über diesen Zeitraum hinaus ist eine Klimavorhersage.
Wenn wir als Wassersportler von Wetter reden meinen wir:
- Luftdruck
- Temperatur
- Luftfeuchtigkeit
- Bewölkung
- Wind
- Seegang und
- Sicht
wobei für uns nur selten der Istzustand von Bedeutung ist, denn wir möchten ja wissen, wie das Wetter werden wird. Vorhersage ist also das Thema. Hierbei ist es das Einfachste und Bequemste, wenn wir uns für die Dauer unseres Törns von einer professionellen Stelle 3x am Tag den Seewetterbericht für unser Reisegebiet aufs Handy schicken lassen. Hier sind Profis am Werk, weswegen man deren Vorhersagen weitestgehend vertrauen kann. Dieser Service ist in aller Regel zuverlässig, ist aber mit Kosten verbunden was völlig normal ist, schließlich erhalten wir ja auch eine Leistung.
Genauso gut oder vielleicht sogar noch besser sind die Seewettervorhersagen regionaler Wetterdienste. So habe ich beispielsweise festgestellt, dass in der westlichen Ostsee dem Bericht des dänischen Wetterdienstes eher zu trauen ist als dem des DWD. Und das liegt nicht etwa daran, dass die Dänen die besseren Metereologen haben, sondern vermutlich auf andere Vorhersagemodelle setzen und regionale Besonderheiten (orografische Effekte) besser kennen.
In der Praxis habe ich mir angewöhnt:
- den tagesaktuellen Wetterbericht des Hafemeisters
- den Wetterbericht von Windfinder sowie
- eine Vorhersage von GRIB
einzuholen. Alle drei Methoden sind kostenlos und geben einen guten Einblick über den Istzustand sowie hieraus resultierende Prognosen.
Wichtig für uns sind jedoch nicht die aktuellen Werte, sondern deren Veränderungen bezogen auf die Zeit in der diese Veränderungen geschehen. So haben wir alle gelernt, dass eine schnelle Luftdruckänderung (gemeint ist i.d.R. der Luftdruckabfall) ein untrügliches Anzeichen für Starkwind bis Sturm bedeutet. Aber auch rasche Temperaturänderungen (Abkühlung) wirkt sich enorm auf unser Wetter aus (Thema Taupunkt). Bei schneller Abkühlung kann die bis dahin ungesättigte Luftmasse nicht mehr so viel Feuchtigkeit aufnehmen, wird gesättigt und es kommt zum Regen. Für diese Betrachtung sind natürlich Faktoren wie Luftfeuchtigkeit und Bewölkung ein Indikator.
Der Blick in eine metereologische Karte zeigt anhand der Isobaren und der Fronten grob, was wir zu erwarten haben. Was wir dabei allerdings beachten müssen ist, dass dieser Verlauf der Fronten das Ergebnis einer Beurteilung durch Metereologen unter Zurhilfenahme verschiedener Vorhersagemodelle ist. Es gibt Referenzstellen die den jeweiligen Metereologischen Diensten o.g. Daten liefern. Diese Tragen nun weltweit die Werte dieser Referenzstellen in ihre Karten ein und bemühen dann ihre Vorhersagemodelle. So kann es sein, dass sich beispielsweise der Isobarenverlauf zweier Prognosen unterscheiden kann.
Daher ist es wichtig, das Wetter selbst im Auge zu behalten. In meinem Törnbericht aus Griechenland habe ich über solche Veränderungen berichtet. An anderer Stelle konnten wir beobachten, wie sich über den Landmassen hohe Wolken aufbauten, währen wir auf See keine Bewölkung hatten. Entsprechend konnten wir etwas später bei bestem Wetter auf See Blitz und Donner an Land beobachten.
Als Wassersportler sollten wir aber die Zusammenhänge beim Durchlauf einer Kaltfront kennen und verstehen. Schließlich kündigt sich dies rechtzeitig an. In obiger Skizze (bitte © beachten) habe ich die Veränderung der Wolkenbildung einmal nachgezeichnet.
Bitte passen Sie besonders auf, wenn nach dem Verlassen des Warmsektors der Luftdruck nicht wie erwartet ansteigt sondern konstant bleibt oder sogar weiter fällt. Dann haben Sie es mit einer Trog-Lage zu tun und sollten im Idealfall ihr Schiff schon vorher sturmfest gemacht haben.
Tipp: Wenn Sie Wetterdaten kontrollieren, notieren Sie diese bitte immer mit der Uhrzeit und dem ermittelten Wert im Logbuch. Machen Sie mal den Test und bitten ein Crewmitglied den Luftdruck abzulesen und fragen ihn ca. 90 Minuten später, welchen Wert er abgelesen hat. Sollte er wieder Erwarten den korrekten Wert nennen, fragen Sie nach, ob er sich sicher ist. Vermutlich ist er es nicht. Also schreiben Sie es auf. Damit sind Sie auf der sicheren Seite, haben ggf. für einen Törnbericht oder ein Fotobuch zusätzliche Informationen und im Fall einer Havarie oder eines schwerwiegenden Schadens am Schiff wird die Versicherung ohnehin einen ausführlichen Rapport von Ihnen verlangen. Fehlen wichtige Angaben lässt das auf mangelnde Vorbereitung und schlechte Seemannschaft schließen. Im schlimmsten Fall kann man Ihnen grobe Fahrlässigkeit unterstellen.
Und noch ein Tipp:
Speziell bei den Temperaturwerten sollten Sie, je nach Reisegebiet, nicht ausschließlich die Lufttemperatur im Auge behalten. Auch die Wassertemperatur kann einen erheblichen Einfluss auf das Wettergeschehen haben (Stichwort Wirbelstürme). Ab einer Wassertemperatur von mind. 26° C ist die Gefahr eines Wirbelsturms gegeben, weswegen wir im Zuge des - nicht zu leugnenden Klimawandels - auch in Europa zunehmend mit Wirbelstürmen rechnen müssen und diese ja inzwischen auch beobachten.
Ebenfalls müssen wir auf lang anhaltende Windrichtungen und Gezeitenströme achten. Herrscht beispielsweise über längere Zeit Wind aus N haben wir Welle aus Nord. Setzt nun ein Gezeitenstrom aus S haben wir "Wind gegen Welle" was eine sehr unangenehme steile Welle nach sich zieht. Aber auch ein Gezeitenstrom der nicht genau gegen den Wind wirkt, verursacht mindestens Kabbelwasser, wenn nicht eine unangenehme Kreuzsee.
Und wir sind noch immer nicht am Ende.
Hohe Temperaturunterschiede zwischen Wasser- und Lufttemperatur (meist im Frühjahr und Herbst/Winter) sind schon fast ein Garant für Nebel. Wenn dann noch eine starke Bewölkung hinzu kommt und die Wolkendecke die Sonne daran hindern die Luftschichten zu erwärmen haben wir streng genommen nur noch die geringe Chance, das der Wind den Nebel vertreibt. Meist sorgt jedoch Wind zusätzlich für eine Abkühlung der Luft und verstärkt tendenziell diesen Effekt.
Googeln Sie doch einfach mal die Begriffe Kaltwassernebel und Advektionsnebel.