Kroatien 2011

Kroatien 2011

SKS-Prüfungstörn zu Ostern
Kroatien

Zum Schiff:
Gecharterte Yacht:
Segelyacht: Gib Sea 43

Die GibSea 43 ist eine Segelyacht mit ca. 25 - 30 % Ballastanteil weswegen das Schiff schnell Krängung bekommt.
Diese wiederum wirkt sich nicht wirklich nachteilig auf die Fahrteneigenschaften aus.
Die theoretische Rumpfgeschwindigkeit beträgt 8,0 kn, die das Schiff ca. bei 2100 Umin unter Maschine erreicht.
Unter Segel hatten wir nicht selten auch 9 kn.
Den Spitzenwert erreichten wir bei 48 kn Wind (Halbwindkurs)  mit Genua im zweiten und Groß im ersten Reff.

Für Freunde technischer Details nebenstehend eine Zusammenstellung unseres Skippers.

Anmerkungen:
Starre Welle mit Skeg, sehr ruhiger Geradeauslauf aber träge bei Rückwärtsfahrt. Reaktion auf kurze, heftige Gasschübe sehr gut. Ergänzung nach über 15 Jahren Charteerfahrung, die Gib Sea wurde nie "mein Schiff".

Mitgebrachtes Kartenmaterial:
Brit. Seekarten No: 201, 202,2 04, 515, 1426,1 474, 2715
Revierführer: K.H. Beständig 2011/12
Logge-Stand: 1651,5 sm

Schiffsübernahme war Marina Veruda in Pula in Kroatien.
Unser Schiff die Carla fanden wir, wie durch unseren Skipper Bernd vorab per Mail unterrichtet, an Steg 16.

Zur Crew und Törnverlauf
Unsere Besatzung:
Skipper und Ausbilder: Bernd
Crew: Thomas, Detlev, Christoph und Martina, Kristian, Karl und Stefan

Auch in diesem Jahr warb die Segelschule damit, dass die zur Zulassung zur SKS-Prüfung erforderlichen 300 Seemeilen auf dem Prüfungstörn erworben würden, was einfach unrealistisch ist, wenn man richtig Ausbildung macht.
Bei 7 Auszubildenden alle Manöver vermitteln, mehrfach fahren, besprechen, korrigieren und dies auch mal unter praxisnahen Bedingungen bedeutet einfach, 8 - 12 Stunden üben und am Ende des Tages gerade mal 20 Seemeilen gefahren zu sein.
Hafenmanöver, seitlich An- und Ablegen, Eindampfen in die Vorspring, auf dem Teller drehen, Rückwärts fahren, Rückwärts anlegen, ggf. verhohlen in der Box, Boje über Bord unter Maschine und unter Segel (auch mal bei 40 - 50 kn Wind und See 3 - 4) sind Übungen, die nicht auf Anhieb klappen und sehr viel Zeit, Kraft sowie beim Skipper Geduld kosten.

Dieser Törn war inzwischen der dritte SKS-Ausbildungstörn bei dem ich mit von der Partie war und es war gleichzeitig der dritte Ausbildungstörn, bei dem den Teilnehmern das - wie ich finde - unseriöse Versprechen gemacht wurde, die 300 Seemeilen während des Törns zu erlangen.
In einem Fall wurden einfach die erforderlichen Meilen nicht geschafft und in den beiden anderen Fällen mussten  diese "gewaltsam" erarbeitet werden, indem nach der Ausbildung noch Strecke oder wenigstens eine Nachtfahrt gemacht werden musste.

Es gibt Segelschulen, die entsprechende 14tägige Ausbildungstörns anbieten.
Jeder der die Zeit hierfür aufbringen kann, ist gut beraten an einem solchen Törn teilzunehmen.
Alternativ empfiehlt es sich, die ersten 150 - 200 Seemeilen in einem Törn zu segeln, ggf. dann die Theorie zu absolvieren und anschließend die fehlenden Seemeilen plus Prüfung zu machen. Zugegeben, dass kostet das Doppelte an Zeit und Geld, ermöglicht aber auch im Idealfall die Ausbildung unter zwei verschiedenen Skippern, was sicher auch kein Nachteil ist. Mag sein, dass solche Ausbildungszeiten unpopulär sind, weil sie nicht den schnellen Erfolg (Schein) versprechen, dafür profitiert man von der Qualität der Ausbildung und das sollte eigentlich sein, was zählt.

​Zurück zu unserem Chaos-Törn - denn unter diesem Namen wird uns allen die Ausbildung in Erinnerung bleiben
Unser Schiff war, streng genommen, nicht vollständig als Ausbildungsschiff ausgestattet.
Soweit ich informiert bin, müssen Ausbildungsschiffe eine EPIRB (Emergency Position Indicating Radio Beacon) an Bord haben. Diese fehlte hier.
Funk war mit DSC und GPS ausgestattet. Navtex fehlte was im küstennahen Bereich wohl kein Beinbruch ist.
Positiv war das Tochterinstrument des GPS-Kartenplotters an Deck.
Kartenmaterial (elektronisch und traditionell), Leuchtfeuerverzeichnis, Hafenhandbuch, Beständig (Revierführer für Kroatien) etc. waren vorhanden und auf dem aktuellen Stand. Dennoch stimmten die Preisangaben hinsichtlich der Marinagebühren nicht mit der Realität überein.
Nicht selten wurden Angaben um bis zu 20%! überschritten.

​Yachtcharter mit Hindernissen
Seit 2011 machen die Slowenen ernst!
Charteryachten sind im Idealfall dauernd unterwegs und vermutlich sehen die Charterfirmen daher keinen Grund diese Schiffe zu versteuern, was scheinbar bislang auch bei grenzüberschreitendem Verkehr kein Problem darstellte. Noch 2010 konnten wir problemlos aus der anderen Richtung von Slowenien nach Kroatien einreisen und einklarieren.

​Dieses Jahr gab es bereits bei der Carla-Crew eine Woche vor uns erhebliche Probleme.
Grund war oder ist wohl, dass das Schiff von einer Segelschule, also einem gewerblichen Unternehmen, gechartert wurde. Somit fallen bei der Einreise aus einem Nicht-EU-Land und hierzu gehört(e)  Kroatien 2011 nun einmal, in ein EU-Land (Slowenien) Steuern an. Die Höhe wurde uns über vier Ecken mit ca. 3% des aktuellen Schiffswertes benannt. Demnach hätte die Vorgänger-Crew der Carla bei der Einreise nach Slowenien etwa 3000,00 Euro Steuern zahlen sollen.
Wir wissen nicht, ob unser Veranstalter unzureichend informiert war oder einfach nur der Ansicht war, dieses Missgeschick auf dem kleinen Dienstweg aus dem Weg räumen zu können, jedenfalls sorgte dieses ernste Problem sowohl bei unseren Vorgängern als auch bei uns schlussendlich dafür, dass wir nach einer Woche Prüfungsvorbereitung auf einer Gib Sea 43 mit unserem Schiff nicht über Piran (Zollhafen) nach Portorož einreisen konnten, sondern in Umag (Kroatien) festmachen und mit dem Taxi nach Portorož  fahren mussten.
Einmal davon abgesehen, dass dieses Malheur bereits eine Woche vor uns der Crew der Carla widerfahren ist (gleiche Segelschule!!) und das Problem  somit hinreichend bekannt war, lies man uns bis zum letzten Augenblick im Glauben, dass hier eine schnelle unbürokratische Lösung gefunden würde.
Wer schon einmal in Slowenien und/oder Kroatien einklariert ist und somit mit den hiesigen Behörden zu tun hatte, weiß, dass es dort keine unbürokratischen Lösungen gibt.
Wer sich brandaktuelle Informationen z.B. im Boote-Forum beschafft, wird feststellen, dass die Situation in Kroatien und Slowenien sich aktuell extrem zuspitzt. Schade für ein schönes Revier.
Im Ergebnis belastete diese organisatorische Fehlleistung unserer Segelschule die Bordkasse mit 110,00 € für das Taxi und 100,00 € für die "Kurzzeitcharter" einer Bavaria 44, auf der wir freundlicherweise unsere Prüfung ablegen durften.
Inzwischen ist wenigstens eine Kostenerstattung durch die Segelschule erfolgt.

​Info:
Andere Segelschulen kannten dieses Problem scheinbar durch entsprechende Informationen des Deutschen Segler-Verband und umgingen das Problem indem sie:

  • Entweder in Slowenien charterten oder
  • das Schiff als Verein und nicht als Schule buchten

Wer sich eine Woche lang auf einem Schiff auf dessen Besonderheiten einstellt um auf diesem Schiff eine Prüfung abzulegen wird nachvollziehen können welche mentale Belastung ein Schiffswechsel für die Prüflinge bedeutet. In unserem Fall war es nicht einmal mehr möglich einen Probeschlag zu segeln. Wir gingen auf ein Schiff , das uns völlig unbekannt war und von dem wir die spärliche Information bekamen, dass es nahezu keinen Radeffekt habe. Unser Gib Sea auf der wir geübt hatten, hatte einen sehr ausgeprägten Radeffekt.

Rettungsmanöver unter Maschine und Segel sind  vom Grundsatz her gleich und daher mehr oder weniger bei allen Schiffen identisch zu fahren. Dennoch dreht die Bavaria 44 stärker und verlangt früher Stützruder als die Gib Sea  (siehe meinen Bericht vom Vorjahr) und stoppt natürlich auch anders auf. So gesehen war die Prüfung auf dem unbekannten Schiff die Krönung eines Ausbildungstörns mit Hindernissen.

Reisedaten: 23.04. - 29.04.2011
Wie schon in den Vorjahren erfolgte die Anreise mit privaten Pkw.
Dies und die Tatsache, dass auch dies ein SKS-Prüfungsvorbereitungstörn war, war aber auch schon alles, was dieser Törn mit denen der früheren Jahre gemeinsam hatte.

Kosten: 1 Woche Törn mit anteiliger Anreise ca. 600,00 € pro Person ohne Verpflegung.
Für die Bordkasse wurde zusätzlich 200,00 € veranschlagt. Diese 200,00 € hätten trotz regelmäßiger Restaurantbesuche auch völlig ausgereicht, wenn nicht andere Kosten wie zwei Taxifahrten im Großraumtaxi von Umag (Kroatien) nach Portorož (Slowenien), Fensterbeschläge, eine Batterie ... unvorhergesehen die Bordkasse belastet hätten.

Entlastet wurde die Bordkasse spürbar durch zwei Übernachtungen vor Anker in schönen und geschützten Buchten.
Aufgrund des völlig anderen Verlaufs dieses Törns, wird sich der Bericht deutlich von früheren Berichten unterscheiden.

1. Tag

23.04.2011 |Samstag
Anreisetag
Marina Veruda 45° 52,40'N 13° 51,00'E


Die Crew trudelt langsam ein.

Detlev und ich sind als erste in der Marina. Wir hatten über die Osterfeiertage mit sehr viel mehr Verkehr und Staus gerechnet und hatten und daher dazu entschlossen, die Nacht durch zu fahren. Frühzeitig angekommen war genug Zeit um Einkäufe vor Ort zu erledigen. Leider gab es diesbezüglich im Vorfeld keine Abstimmung.
Weder war klar ob wir täglich an Bord essen oder bevorzugt Restaurants besuchen, noch gab es so
etwas wie eine Liste dessen, was wir als Mindestbevorratung an Bord vorhanden sein sollte.
Standardlisten, die für solche Zwecke im Internet zu finden sind, gab es zwar, kamen jedoch nicht zum Einsatz, da sich die Crew im Vorfeld zu wenig abgestimmt hatte.

Also konnten wir den fehlenden Nachtschlaf nun im Auto nachholen und später erste Informationen zum Schiff von der aktuellen Crew der Carla einholen.

Etwa vier Stunden später kam fast zeitgleich der Rest der Crew. Nach einem ersten Kennen lernen
wurde festgelegt, wer mit Bernd zusammen die Schiffsübernahme macht, wer aufs Gepäck
aufpasst und wer einkaufen geht.
Inklusive der erforderlichen organisatorischen Arbeiten und Sicherheitsbelehrung dauerte alles relativ
lange, so dass wir unseren Plan, Samstag einen Probeschlag zu segeln, aufgeben mussten.


2.Tag 24.04.2011| Sonntag

​Lage, Lage?
Geplantes Etappenziel MALI LOSINJ


Welches Wetter  (Wetterlage) haben wir heute zu erwarten?
Wir holten einen Wetterbericht (u.a. SWZ Split) ein und deuteten jemanden aus unsren Reihen heraus, der den Bericht im UKW-Funk abhört. Dieser Bericht wird auf UKW-Kanal 16 angekündigt und in dieser Region dann abwechselnd in Englisch und Kroatisch auf Kanal 24 wiederholt.
Jeder, der diesen Job schon einmal erledigt hat, und kein Diktiergerät oder Mobiltelefon mit Aufnahmefunktion zur Hand hatte, wird dies vermutlich umgehend in seiner Checkliste ergänzen.
Allen Lesern, denen diese Prüfung noch bevorsteht, toi, toi, toi.
Aber Spaß beiseite, die Sprachverständlichkeit von UKW-Funkgeräten, wie ich sie bislang kennen lernen durfte, ist meist selbst in einem ruhigen Schiff nicht besonders gut..
Geht man davon aus, dass der Sprecher der Mitteilung hinsichtlich der Englischen Mitteilungen ebenso wenig Muttersprachler ist wie wir selbst, wünscht man sich unter Umständen, wenigstens die Landessprache zu beherrschen.
Ein Mobiltelefon  mit Aufnahmefunktion ist hier Gold wert!
Wenn ich mir nun noch vorstelle, den Funk bei einer Geräuschkulisse wie sie bei schwerer See entsteht, abzuhören, dann spricht das eindeutig für eine höherwertige Ausstattung z.B. mit Navtex. Nachdem die Lage bestimmt wurde, der regionale Wetterbericht, weitläufige Wettervorhersagen mit Galewarning in der südlichen Adria (Italiens Südspitze) ausreichend gewürdigt wurden und der Besuch weiterer Wetterdienste via Internet eine Übereinstimmung des regionalen Wetters ergab, ging es zwischen 9:00 und 10:00 Uhr bei strahlendem Sonnenschein und Temperaturen zwischen 18° und 20°C los. Unsere grobe Richtung Süden, entlang der Westküste Istriens Richtung Rab.
Etappenziel war Mali Losinj.

Noch ahnten wir nichts von den kleinen und größeren Problemen, die uns auf unserem Ausbildungstörn auf die Probe stellen und als Crew zusammenschweißen würden und noch ahnten wir nicht, dass heute einer der wenigen Tage sein wird, an dem wir so entspannt und spät aufbrechen würden.

​Und dann ging's los....

  • Zweiter Teil der Sicherheitsbelehrung
  • Beide Wassertanks wurden gefüllt
  • Besprechen der Vorbereitung eines Ablegemanövers
  • Ablegen
  • Manöver üben:
  • Vorwärts- und Rückwärts nach vorgegebenem Kurs fahren
  • Auf dem Teller drehen
  • Erste Kreuzpeilungen machen
  • Versegelungspeilung  fahren/peilen
  • Umgang mit dem Leuchtfeuerverzeichnis
  • Erstellen einer Deviationstabelle für unser Schiff
  • Erarbeiten von Übernachtungsmöglichkeiten aufgrund aktueller und prognostizierter Wetterlage und Wettervorhersage, Seekarte und Revierführer

Wir einigten uns darauf, in der Buch von BALVANIDA (südwestlich von MALI LOSINJ) zu ankern und zu übernachten.

Bei 5 m Wassertiefe greift unser Hauptanker nach dem zweiten Versuch. Mit 22 m Kette "graben" wir unseren Anker mit 1700 Umin ein.

Unsere Ankerposition:
44° 29,47' N  014° 30,11' E


Reiseverlauf
Um es kurz zu machen...
Anfänglich wolkenloser Himmel mit stetig zunehmender Bewölkung.
Es war ein "tierischer" Tag

Ein Stück des Weges begleiteten uns verspielte Delphine, die sich sehr nah an unsere Carla trauten nachdem die Flaute vorüber, der Motor aus uns wir ein Segelschiff waren.

- ​Wir haben gebüffelt wie die Stiere,

- geschwitzt wie die Schweine,

- uns teilweise wie Esel benommen...

und nach all der Mühe und Plage hatten wir Hunger wie ein Löwe und haben im Restaurant der Bucht von Balvanida frisch zubereitetes Lamm verspeist.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Eine wirklich gute Mahlzeit nach einem kurzen "Walk" durch den Olivenhain.

Doch vor den Genuß haben die Götter den Schweiß gesetzt.
Wir mussten erst einmal mit dem Dinghi übersetzen.

 

 

 


3. Tag
25.04.2011 |Montag
Standort morgens: MALI LOSINJ
Standort abends: RAB (ACI-Marina)

Ostermontag
Meteorologie:
Früh morgens dichte Bewölkung die tagsüber nachlässt, jedoch zum späten Abend hin wieder zunimmt.
Das Hoch über der Adria nimmt ab.

Nautik: 07:03 erfolgte über Rijeka Radio eine Wiederholung der SECURITE-Medung Nr.  06 vom 23.05.2011 die über ein gesunkenes Schiff in der SW-Einfahrt von POREC berichtet.
Für die nördliche Adria wurde eine Galewarning mit Windstärken zwischen 35 - 40 kn vorhergesagt die jedoch nicht ein- bzw. zutraf.

Navigation:
Nach Sicht, Positionsbestimmung mittels mehrerer Kreuzpeilungen.
12h Wind SO 2 - 4 (5); See 1 - 2 (3); Sicht 10 - 20 km Dunst 4km
24h Wind SO  - O 3 - 4 (5) Nördliche Adria örtlich NO; See 2 - 3

  • Wetterbericht einholen über Funk und DWD
  • Lage-Besprechung
  • Rekapitulation des vorabendlichen Ankermanövers
  • Anker lichten und verlassen der Bucht mit Kurs SO Richtung
  • POB-Manöver unter Maschine
  • Ergänzen der Deviationstabelle
  • Segelsetzen, bergen, reffen ...
  • Manöverkreis fahren
  • Wende und Halse
  • Allgemeine Knotenkunde bei der immer noch der eine oder andere einen nicht nautischen Knoten im Hirn hatte.
  • Erneutes POB-Manöver unter Maschine, Schmetterling segeln mit Bullenstander.
  • Vorbereiten der Anfahrt auf die ACI-Marina (Beständig)
  • Anlegen für viele zum ersten Mal mit Mooring
  • Nachbesprechung und davor natürlich der Anleger

Das Logbuch gibt sich, hinsichtlich der hier sachlich und nüchtern aufgelisteten Fakten, etwas emotionaler und trägt unmissverständlich eine weibliche Handschrift, wofür ich Martina noch immer sehr dankbar bin - denn von uns Kerlen hat sich niemand erbarmt und selbst wenn es einer getan hätte, könnte man es nicht lesen. Hier ist die Rede vom frühen Aufstehen aufgrund morgendlichen Lärms aus den Achterkabinen und es ist weiter die Rede davon, dass es von Vorteil ist, dass Fender nicht schreien, wenn man sie überfährt. Eine eher weibliche Betrachtungsweise eben, denn der frühe wohl gelaunte Skipper in der Achterkabine ersetzt den Funkwecker und Fender habe ohnehin gem. MARPOL nichts im Wasser zu suchen.

Dennoch spiegelt diese Betrachtungsweise unseren Ausbildungsstand wieder und der Umstand, dass wir am Ende der Tagesetappe insgesamt 155 sm auf der Logge hatten, täusch über den Missstand hinweg, dass wir hiervon bislang gerade einmal 15 sm gesegelt sind. Aber hierzu habe ich mich ja bereits Eingangs geäußert.

Tatsächlich erleben wir an diesem Tag wenigstens stellenweise Wind und wir konnten Segelsetzen, Reffen, Bergen, Schoten fieren und dicht holen, anluven, abfallen üben.
Auch die Q-Wende wurde uns vorgestellt und darauf hingewiesen, dass die Namensgebung mit dem Buchstaben Q und nicht dem Vierbeiner zu tun hat.

Für die Zubereitung der Mahlzeiten zeichnet Christoph verantwortlich und dies zur allgemeinen Zufriedenheit.
Unser Tagesziel war die ACI-Marina RAB in der sich Detlev mit dem Anlegemanöver im Real Live auseinandersetzen durfte. Nach dem Anlegen und dem darauf folgenden Anleger sorgte unser zuverlässiger Kühlschrankbeauftragter Kristian gleichermaßen für Landstrom wie auch dafür, dass der Kühlschrank wieder brummt.
Etwas später beabsichtigte ein Katamaran längsseits anzulegen, was aber tendenziell auch im dritten Anlauf mehr nach "Querseits" aussah, weswegen wir zur Carla schonenden Variante übergingen und den Kat von Hand "einfädelten".
Das Manöver des Skippers auf dem Kat, der zweifelsfrei den von uns so heiß begehrten Segelschein bereits sein eigen nannte, ließ uns positiv auf die näher rückende eigene Prüfung blicken.

 

 

 

4. Tag
26.04.2011 |Dienstag

Standort morgens: RAB (ACI-Marina)
Standort abends:  CRES SO "Luka SV Kril"

Für Dienstag kündigte uns der Hafenmeister Wind ("Espresso Bora") an und tatsächlich hatten wir durchgängig Wind.

In den frühen Morgenstunden moderate 2 bis 3 Bft. die sich bis zum Abend auf konstante 4 Bft. entwickelten. Endlich Segelwetter.

Das Hoch über der Adria wurde weiter schwächer.
Die Sonne bekamen wir an diesem Tag nur kurz gegen 16:00 Uhr zu Gesicht.

In RAB nutzten wir die Gunst der Stunde, das im Hafen nichts los war, für Hafenmanöver.
An- und Ablegen am Steg.
Längsseits anlegen mit Vorspring.
Eindampfen in die Vorspring.

Auch diese Manöver brauchten ihre Zeit, denn diese Übung wurde absichtlich von Bernd so gewählt, dass ausnahmsweise der Wind mal nicht unser Freund war. Einfacher wäre es  gegen den Wind anzufahren und bei unserer rechtsdrehenden Schraube den Radeffekt zu nutzen, um an der  Backbordseite anzulegen. Das war jedoch nicht das, was geübt werden sollte und so waren die Trainingsbedingungen realistisch ungünstig, weswegen wir für alles entsprechend Zeit und größtenteils mehrere Anläufe benötigten.

Gegen Mittag gab's dann eine bunte Auswahl ebenso bunter Pizzen, aus der nahe gelegenen Pizzeria.

Danach ging es los. Wir verließen den Hafen und setzten sogleich Segel.

" Wir sind ein Segelschiff", " Wir sind ein Segelschiff!"...

Wir steuerten div. Kurse und richteten die Segel entsprechend aus, übten den Vollkreis und nahmen Schlussendlich Kurs S v. Kres Luka Jadriscica (44° 36,97'N, 014° 30,27'E) bis wir eine Securitè Meldung empfingen, die Sturm aus Süd ankündigte.

Sturmfahrt stand nicht auf unserem Plan, weswegen wir diesen änderten und Porto Kolorat ansteuerten.

Der Wind blieb beständig und wehte aus NO. Wir ankerten lehrbuchmäßig in der Bucht "Kolorat" (Luvküste) bei 5 m Wassertiefe mit 25 m Kette. Der Anker hielt diesmal auf Anhieb was wir mit stetig steigernder Motordrehzahl bis 2100 Umin kontrollieren. 

Am Dienstag waren wir endlich mal 27 sm gesegelt. Haben in windiger Umgebung POB-Manöver geübt und sind entsprechend fix und alle. Unsere Tagesstrecke war 35 sm, dafür sind wir gesegelt und haben geübt. Schließlich würde in 3 Tagen Prüfung sein.

Zwischendurch wurden wir immer wieder einmal über die Situation im "EU-Krisengebiet" informiert.
Die Segelschule hatte sich für den Prüfungstag einen Plan B ausgedacht und vorsorglich die Deutsche Botschaft eingeschaltet. So wurde es uns berichtet. Wir sollten uns keine Sorgen machen, die Segelschule würde schon alles richten und ganz sicher würden wir am Freitag unsere Prüfung völlig normal und stressfrei ablegen können. Noch waren wir geneigt oder offiziell gewillt uns unseren Törn nicht durch kleinkariertes, bürokratisches Gehabe der Slowenen verderben zu lassen. Schließlich sind wir doch alle EU. Dennoch schlichen sich bei dem einen oder anderen ganz langsam erste Sorgenfältchen ins Gesicht.


5. Tag
27.04.2011 | Mittwoch

Standort morgens: Bucht "Kolorat"
Standort abends:  ROVINJ (ACI-Marina)

​Die Morgenroutine begann sich zu ändern.
Natürlich hätten wir auch heute den Wetterbericht von der Marina eingeholt, wenn wir in einer Marina übernachtet hätten. Die  Wetterdaten vom DWD bekamen wir auch so. Es wurde die Lage (Wetterlage) besprochen und festgelegt, wer heute den kompletten Auslaufcheck macht.
Dennoch änderte sich die Situation langsam. Wurden wir bislang tendenziell spärlich bis beiläufig über die schwelenden nationalen und internationalen Konflikte unterrichtet, begann nun der Tagesverlauf mit einem rapportähnlichen Gespräch zwischen Bernd und dem Heimatstützpunkt der veranstaltenden Segelschule. Die Tageslosung auch am Mittwoch: "Durchhalten! Alles wird gut. Kein Grund zu Panik."

Dennoch erfuhren wir, dass der geniale Plan B und der vorsorglich erarbeitete Plan C, der lediglich als Notfallplan für ein Scheitern der absolut sicheren Pläne A und B zusammengeschustert wurde, ebenso vergessen werden könne, wie Plan A. Weswegen keiner dieser Pläne hier näher vorgestellt werden wird. Wir wurden informiert, dass wir aufgrund unserer Crewliste den hiesigen Behörden namentlich bekannt wären und bei den Slowenischen Behörden auf der "schwarzen Liste" stünden. Wir als EU-Bürger sollten uns ja nicht unterstehen auf abenteuerliche Art und Weise oder einfach so in die EU einzureisen. Die würde unweigerlich zu einer Verhaftung und Inhaftierung führen. Tja, Ordnung muss sein.

​Ursprünglich waren wir als Gäste sowohl nach Slowenien als auch nach Kroatien eingereist. Ganz legal, als ordentliche und zahlende Segeltouristen. Sauber, gewaschen, geimpft, haben keine Drogen eingeführt oder ähnliches - und nun so etwas. Da standen wir nun auf der Schwarzen Liste Slowenischer Behörden wie somalische Piraten.

​Wir taten also alle so, als ob der Skipper unserer Segelschule glaubte und wir unserem Skipper.
Klar - alles wird gut und jetzt möchten wir segeln. Schließlich würde übermorgen Prüfung sein, wenn wir denn irgendwie einreisen könnten und wir würden gerne noch mal Wende, Halse und Q-Wende üben. Idealerweise bei Wind, damit man auch von Segelmanöver reden kann.

Karl war heute für den finalen Check verantwortlich. Unsere Route führte zur Drehbrücke von MALI LOSINJ, die nur selten passierbar ist. Morgens wird diese um 08:00 geöffnet. Für 5  - 10 Minuten. Dann wieder um 12:00 und um 18:00 Uhr.
Wir standen um 05:00 Uhr auf und traten unsere Fahrt um 06:00 Uhr an. Der Luftdruck war mit 1008 hPa konstant. Thomas hatte einen Barometer an seiner Uhr und dokumentiert den Luftdruck während des kompletten Törns. Er war wohl  in seinem früheren Leben eine EXCEL-Tabelle.
Die Bewölkung an diesem Mittwoch war in den Morgenstunden noch gering, nahm aber im Laufe des Tages immer mehr zu.

​An diesem Mittwoch hatten wir Wind. Bereits um 06:00 blies dieser aus N mit 4 - 5  Bft. See 3.
Auf die Minute genau erreichten wir die Drehbrücke von MALI LOSINJ

​Das Fahrwasser dorthin ist bestens betonnt und sehr flach.
Nachdem wir das Nadelöhr passiert hatten, hatten wir freie Fahrt und ordentlich Wind, der sich ab 12:00 Uhr auf 5 - 6 Bft. und von 14:00 Uhr bis 16:00 Uhr auf 7 aus NO steigerte. Windstärke und Richtung passten zu unseren Kurs und wir machen im dritten Reff  in Groß und Genua heftig Fahrt. Die Kaffeetassen bleiben unter Deck.

Um 17:45 empfingen wir erneut eine Galewarning für die Nordadria mit Windstärken von 30 - 40 kn.

Dies wäre ein guter Tag um Person Over Bord unter praxisnahen Bedingungen zu üben - meinte Bernd und "drangsalierte" uns viele Stunden bei 5  - 7 Windstärken und See 3 mit POB-Manöver mit Q-Wende was extrem an unseren Kräften zehrte. Vereinzelt aufkeimende Seekrankheit trug zusätzlich dazu bei, dass manche Crewmitglieder lieber übers Sterben als über das Segeln nachdachten. Die bewähren Mittel wie warme Kleidung, warme Getränke, Essen und Beschäftigung als Rudergänger schufen Abhilfe und vermieden Totalausfälle. Wir waren froh, als er endlich ein Einsehen hatte oder ihn die Furcht übermannte. Das frühe Aufstehen und die für uns harten und ungewohnten Bedingungen ließen uns die Entscheidung treffen, die kommende Nacht in einer komfortablen Marina zu verbringen und wir hielten Kurs ACI-Marina ROVINJ  (45°04,06' N 13°38,04' E).

​Wir legten ca. um 20:00 Uhr in ROVINJI an. Es war wenig Platz und wir hatten noch immer heftigen Wind, weswegen lieber unser Skipper selbst anlegte. Die Tatsache, dass direkt neben dem zugewiesenen Liegeplatz eine nicht nur teure, sondern extrem teures Yacht lag, schärfte nochmals unsere Sinne.
Nach dem Festmachen wollten wir uns direkt in einem Restaurant stärken, das ich aus dem Vorjahr kannte und in guter Erinnerung hatte. Das Restaurant Delphi. Leider hatte mir entweder meine Erinnerung einen Streich gespielt oder der Koch hatte gewechselt.
Karl und ich entschlossen uns für eine Deplhi-Platte für zwei Personen. Dumm, dass in diesem Restaurant alle Platten Delphi-Platte heißen und der Kellner nicht nachfragte, welche wir denn gerne hätten sondern, wie selbstverständlich, die teuerste Variante mit Fisch notierte und später servierte.

​14 Stunden richtig guter Wind brachten uns 95 sm unter Segel und 10 Motor-Seemeilen ein. Wichtige Seemeilen für den erforderlichen 300 sm-Nachweis. Unsere bisherige Bilanz wieß nun 265 sm auf. Was sollte uns jetzt noch passieren um die fehlenden 35 sm zu schaffen?

Die Antwort kam prompt aus der Deutschen "Krisenzentrale". Inzwischen stand dort nämlich fest, dass für uns nur die Möglichkeit besteht mit unserer Carla in Kroatien zu bleiben, mit dem Taxi nach Slowenien einzureisen um in Portorož die Prüfung auf einer fremden Yacht - so es denn gelingt so kurzfristig eine aufzutreiben - abzulegen.

6. Tag
28.04.2011 | Donnerstag

Standort morgens: ROVINJ (ACI-Marina)
Standort abends:  UMAG (ACI-Marina)

Wieder standen wir gegen 05:00 auf um gegen 06:00 Uhr auslaufklar zu sein. Abläufe wie Wetterinformationen einholen, Füllstände (Wasser und Diesel) prüfen, Batterien checken und alles was mit einem gründlichen Check zu tun hat, war inzwischen Routine. Der Luftdruck hatte sich auf konstante 1008 hPa eingepegelt. Frühmorgens herrschten frische 15° C bei geringer Bewölkung.

​Final Countdown. Als Tagesziel wurde die nördlichste kroatische Marina UMAG bestimmt, die Route festgelegt und dann ging es bei NO-Wind der Stärke 3 los.

Natürlich mochten wir noch mal alle Manöver unter Maschine und Segel wiederholen, besprechen, optimieren. Die Stecke wollten wir dabei eher nebenbei segeln. Tolles Segelwetter bei steigenden Temperaturen bis zu 23°C und zunehmendem Wind von 5/6 Bft. und zunehmender Bewölkung ließen uns kurzfristig an etwas anderes denken als bürokratisches Geplänkel und uns auf das konzentrieren, wozu wir hier waren. Hervorragende Voraussetzungen, um alle Manöver zu üben steigerten die Laune, bis gegen 14:00 die Bewölkung aufriss, 23° C Tageshöchsttemperatur herrschten, aber auch der Wind absolut verebbte.

​Nun war Zeit für eine ausgedehnte Brotzeit, die unter Deck vorbereitet wurde, währen ich versuchte meine Schwachwind-Jollenerfahrung vom Neckar nutzbringend anzuwenden, was letztlich darin scheitert, dass wir es nun nicht einmal mehr mit Schwachwind, sondern Windstille, zu tun hatten.

​Die Manöver sind gut gelaufen, haben aber auch Zeit gekostet. Kurzerhand entschlossen wir zu motoren.
Nur - die Maschine sprang nicht an. Kein Mucken des Anlassers. Rein gar nichts. Beinahe lehrbuchmäßig wurde nun ein ungeplantes Programm abgespult. Motor prüfen, Fehler, mögliche Ursachen ergründen, prüfen und den Volvo irgendwie zum Laufen bringen.
Die Batterie sah gut aus und war erst 1 Jahr alt, aber leer gelutscht.

Aha! Das war es also was uns hätte passieren können.

Not mach erfinderisch und unser Team lief zur Hochform auf. Martina und Christoph räumten die Bugkabine um, um an die Batterien des Bugstrahlruders zu gelangen. In den Heckkabinen herrschte ähnliches Treiben. Die Starterbatterie wurde ausgebaut, die Bugstrahlbatterie angeschlossen.

Schon bei diesen relativ einfach zu bewerkstelligenden mechanischen Arbeiten rächt es sich, dass in Charterschiffen Werkzeugkästen für 10,- € beherbergen und dass solche Stellen schwer zugänglich sind. 

Während vier Leute unter Deck die Bordelektrik bearbeiteten waren an Deck andere fleißige Hände damit beschäftigt, uns als manövrierunfähig zu kennzeichnen und diverse andere Arbeiten an Deck zu verrichten, wodurch nun doch so etwas wie Hektik aufkam und wir in die nächste Panne schlittern, über die wir fast alle heute lauthals lachen konnten.

Mir kam die Ehre zuteil, den Ankerball zu zwei untereinander liegenden Kreisen zusammen zu binden und uns als manövrierunfähig zu kennzeichnen. Lange - um nicht zu sagen SEHR lange - habe ich darüber nachgedacht, wie ich aus dieser Nummer wieder rauskomme. Wie ich mir den Aussetzer schön reden kann und/oder ob ich das Vorkommnis nicht einfach totschweige.All denen, denen etwas ähnliches passiert ist zum Trost und allen anderen zur Warnung sowie grundsätzlich allen Seglern zur Belustigung hier das Ergebnis meines unüberlegten Handelns.  Die Bälle waren oben.

Ganz nebenbei - die beiden Kollegen, die am lautesten lachten standen während des eigentlichen Missgeschicks keinen Meter von mir entfernt und hielten mich auch nicht zurück.

Nachdem die Signalkörper an der Spifall gehisst worden waren (heute kenne ich bessere Möglichkeiten), fiel die Spifall zum Bergen mittels Bootsmannstuhl aus. Kurzum wurde der leichteste von uns an der Dirk im Bootsmannstuhl losgeschickt, die "Schande der Seefahrt" zu beseitigen.

Danke Kristian!

​Eine Stunde später hatten wir dann auch wieder komfortable 3 Bft. Wind, näherten uns UMAG und beschlossen noch einmal die Halse zu üben was uns bei den Windverhältnissen am Mittag doch zu gewagt erschien.

​Trotz gelungener Manöver ereilte uns nun das nächste Unheil. 

Der Travellerbeschlag ergab sich einem Ermüdungsbruch und wir uns unserem Schicksal. Für diesen Tag war's das dann erst mal an unvorhergesehenen Vorkommnissen.
Selbst das Abendessen im Restaurant der Marina von UMAG hielt keine unliebsamen Überraschungen mehr für uns bereit. Jeder erhielt tatsächlich das, was er bestellt hatte, man musste auch keine Mutmaßungen anstellen, welchen Beruf der Koch erlernt hat und wir hatten noch einen lustigen Abend ohne Verletzte oder Ausfälle. 


7. Tag
29.04.2011 | Freitag
Standort morgens: UMAG (ACI-Marina)
Standort abends:  VERUDA (Marina)

Lage, Lage?
Einmal ganz anders.

Freitag war Prüfungstag. Die Prüfung begann um 09:30 Uhr.
Alle Prüflinge sollten, wie bei Prüfungen üblich, rechtzeitig da sein und die Prüfungsunterlagen vollständig haben.
Über unseren "Verbindungsmann" hatten wir die Information bekommen, dass wir aufgrund unserer außerordentlichen Situation, wonach wir auf einem fremden Schiff die Prüfung ablegen sollten, anschließend mit dem Taxi nach Umag und von Umag mit dem eigenen Schiff nach Pula (47 Seemeilen) fahren mussten die ersten wären, die geprüft würden.

Außerdem informierte man und darüber, dass es sich bei dem Prüfungsschiff um eine Bavaria 44 ein Eignerschiff  handelte, das wiederum einem guten Bekannten eines der Prüfer gehöre. Wir entschieden uns dazu, das Taxi für 07:00 in die Marina Umag zu bestellen.
Die Fahrtzeit wurde mit gut 30 - 40 Minuten kalkuliert was und ausreichend Zeit ließ, in der Marina von Portorož zu frühstücken.
Wir standen also wieder zwischen 05:30 und 06:00 Uhr auf und der eine oder andere freute sich schon darauf, sich kommende Woche bei der Arbeit vom Urlaub erholen zu können.

Tatsächlich schafften es zwei von acht pünktlich um 07:00 Uhr beim Taxi zu sein. Der Fahrer zeigte sich über unser prinzipielles Erscheinen sichtlich erfreut und erklärt sich spontan dazu bereit, mit uns den Fehlenden entgegen zu fahren, denn - wie zu erwarten - hatten es nicht alle pünktlich geschafft. Tatsächlich verließen wir die Marina Umag mit 10 - 15 Minuten Verspätung, erreichten Portorož aber immer noch deutlich vor 08:00 Uhr.

Frühstück gab es jedoch erst ab 08:00 Uhr und -  auch auf mehrfaches höfliches Nachfragen - keine Sekunde vorher.
Dafür war das Frühstück dann recht überschaubar, was allerdings auch schon nichts mehr ausmachte, denn dafür war es wenigstens richtig teuer!

​Der Skipper unseres Prüfungsschiffes suchte und fand uns während des Frühstücks und wir erfuhren, dass es sich bei dem Schiff um kein Eignerschiff handelte, er darauf bestand mit seiner Crew vor uns geprüft zu werden, dass er mit seiner Crew spätestens um 12:00 Uhr selbst die Heimreise antreten müssten und dass man von uns für die Bereitstellung der Bavaria 44 gerne 100,00 € hätte, weil seine Crew anschließend das Schiff reinigen müsse. Naja, als ob wir nun für einen besonderen Schmutzeintrag gesorgt hätten.

​Langsam kam es mir vor, als erlebte ich gerade ein déjà-vu zum letzten Jahr. Nichts, aber auch gar nichts von dem was geplant war oder versprochen wurde traf bis jetzt ein. Wie in Notsituationen üblich haben auch wir den Strohhalm gepackt, die 100,00 € Kurzzeitcharter & Endreinigung bezahlt und uns höflich für die freundliche Geste bedankt.

​Wie im Vorjahr hieß es nun warten. Aus unserem "Startplatz" 1 wurde aus organisatorischen Gründen schlussendlich Platz 3, was bedeutete, dass wir erst nach 12:00 Uhr an die Reihe kommen sollten was wiederum bedeuten würde, dass das Prüfungsschiff bereits mitsamt Crew auf der Heimreise wäre. Aller Voraussicht nach und aufgrund der bis hierher gemachten Erfahrung mit unseren 100,00 €.
Das dem nicht so war, war eine Abweichung vom Plan, die uns ausnahmsweise einmal gelegen kam.

Um 12:20 durfte Detlev ablegen und somit unsere Prüfung eröffnen.
Ein großes Lob an die Prüfer, die uns prüften. Diese waren tatsächlich über den außerordentlichen Umstand unserer Prüfungsvoraussetzungen informiert und es gelang ihnen, unsere Nervosität in den Griff zu bekommen. Bei schwachem Wind (2  bft) und glatter See brauchten wir gute 3 1/2 Stunden bis alle Prüflinge an der Reihe waren so dass wir ca. gegen 16:00 Uhr erneut in Portorož anlegten.

Da wir noch die Heimreise nach Pula vor uns hatten, wurde sofort ein Taxi bestellt und die Carla aufgesucht.

Eigentlich hätte das Tagespensum uns allen völlig gereicht aber wir mussten am Sonntag um 09:00 Uhr die Carla übergeben, woraus sich eine Nachtfahrt ableitete und wir frisch gebackenen SKS-Skipper gleich etwas Routine und SKS-Meilen sammeln konnten.
Zu zweit wurden die Lichter, Kennungen, Entfernungen, Peilungen und Kurse für die Nachtfahrt bestimmt und dann auch gleich die Fahrt angetreten. Der abendliche Wind kam nun auch noch ziemlich genau aus Süden was ein willkommener Anlass war, diese Fahrt unter Maschine zu machen.

Bei 2100 Umin macht die Carla ca. 8,5 kn Fahrt, so dass wir knapp 5 1/2 Stunden Fahrzeit einrechnen mussten.

Um 18:48 liefen wir in Umag aus. ETA war 30.04.2011 00:18 LT.
Tatsächlich legten wir um 00:12 an.

Die ersten 15 Seemeilen war Karl weder mit guten Worten, noch mit gutem Essen vom Ruder loszueisen. Diese 15 Seemeilen nach bestandener SKS-Prüfung und einer Woche wie dieser, war er sich das einfach schuldig. Und die Woche war noch nicht vorbei! Die Fahrt an sich war alles andere als langweilig. Wir bestellen einen Ausguck, überprüften jedes Licht und Kennung das wir in unserer Liste erfasst hatten, überprüften den Standort mittels Peilung oder identifizierten dicht beieinander liegende Lichter aufgrund ihrer Peilung.

Ein persönliches Highlight war das Warten auf das Feuer in der Kimm  - hier des: Porer.

Unter zur Hilfenahme des Leuchtfeuerverzeichnisse und der Tragweite des Porer berechneten wir die Position ab der wir dessen Licht sehen müssten sowie die dazugehörige Peilung.

Das Gefühl, das sich einstellt wenn dann das Leuchtfeuer endlich erscheint, dann auch noch zur berechneten Uhrzeit und der vorhergesagten Peilung erinnerte mich ein wenig auf "Wir warten aufs Christkind". Vermutlich ist das bei erfahrenen Skippern auch nicht mehr so. Für uns war das eine sehr schöne Erfahrung und jeder schaute gespannt und aufmerksam in die Richtung, in der wir sekündlich mit dem Leuchtfeuer rechneten. Es war gerade so, als wollte jeder der erste sein, der das Feuer sieht.

Ganz offensichtlich war ich aber nicht der einzige, der sich vom Reiz einer Nachtfahrt entlang einer bewohnten und somit mit Lichterscheinungen übersäten Küste verzaubern lies, wobei nicht nur die Küste jede Menge Lichter für uns bereit hielt. Auch das Meer bzw. die Fischer, die das tiefschwarze nächtliche Meer mit Ihren an Flutlichtanlagen erinnernden Scheinwerfern beleuchten, gaben dem ganzen stellenweise eine ungewohnte, für ängstliche Menschen vielleicht sogar gespenstige, Atmosphäre.

​Inzwischen waren wir alle mindestens 18 Stunden auf den Beinen und uns war bewusst, dass auch der Rest des Tages als Heimreisetag mit teilweise bis zu 1100 km Weg noch einmal seinen Tribut zollen würde. Der Anleger fiel entsprechend kurz aus. Der anschließende Schlaf dafür um so intensiver und tiefer.


8. Tag
30.04.2011 | Samstag

​Heimreisetag. Nach dieser Woche freuen sich alle wieder auf den Luxus eines normalen Bettes, einer Badewanne, Küche und allem was einem das Leben angenehm machen und nicht schwankt.

Eine interessanten und lehrreiche Woche geht zu Ende.
Schön war's!