Deutschland 2020

Deutschland 2020


Segeln unter Coronaauflagen

Tatsächlich haben sich in den Jahren 2018 und 2019 keine privaten Segeltörns organisieren lassen und da dies eine private Homepage ist und bleibt, sind meine Tätigkeiten als ehrenamtlicher Ausbilder beim DHH (2018) und einem gewerblichen Törn mit Starkwind-Charakter im September 2019 hier bewusst nicht nachzulesen.


Ob wir 2020 eine Yacht würden chartern können, wie die Corona-Bestimmungen aktuell sein würden und ob wir wegen dieser Bestimmungen nach Dänemark würden Segeln können, stand lange in den Sternen. Tatsächlich war es dann möglich im August eine Jeanneau Sun Odyssey 349 ab Flensburg zu chartern.

Mit von der Partie waren:

  • Karsten (Skipper)
  • Stefan (Co-Skipper)
  • Mario unser Debütant aus 2017
  • Philipp und 
  • Hermann

Frank hatte zwar ursprünglich Interesse bekundet und wurde in die Planung mit einbezogen, hatte aber dann trotz Lockerungen der Corona-Maßnahmen Bedenken und trat relativ kurzfistig zurück. An seine Stelle trat Philipp.


Nach diesem Törn habe ich es zwar noch terminlich geschafft unser Fotobuch zusammenzustellen und in Auftrag zu geben. Doch der gewohnte Törnbericht fiel meiner Krebsdiagnose und -Behandlung zum Opfer.
Okay, besser der Bericht als ich.

Heute, fast 4 Jahre nach einer erfolgreichen kurativen Behandlung kann ich das Geschehen aufgrund der Logbuchaufzeichnungen rekapitulieren. Vermutlich werden jedoch einzelne Details nicht mehr so lebendig in Erinnerung sein, wie bei den anderen Berichten.

Reisedaten: 08.08.2020 - 14.08.2020
Unser Revier: Die westliche Ostsee ab Flensburg (coronabedingt ausschließlich in Deutschland).

 

Unsere Etappenziele
08.08.2020 Flensburg/Sonwik nach Langballig
09.08.2020 Schleimünde
10.08.2020 Eckernförde
11.08.2020 Laboe
12.08.2020 Damp
13.08.2020 Wackerballig
14.08.2020 Flensburg


Zurückgelegte Seemeilen:
Gesamt: 141 sm
Unter Segel: 93 sm
Unter Maschine:  48 sm


Vorbetrachtung:
Jeder geht mit dem Thema Klima anders um. Beim Segeln ist das tendenziell die Form der Langzeitwetterprognose, denn bekanntlich ist alles, was weiter in die metereologische Zukunft blickt als 72 Stunden, bereits Klima. Bei uns geht der Gedanke schon etwas weiter.

Während manche Zeitgenossen sich auf verkehrsreiche Straßen kleben und somit den Verkehr zum Erliegen bringen - wobei dann staubedingt noch mehr schädliche CO2 in die Athmosphähre abgegeben wird - oder militant gegen SUV als Dreckschleuder zu Kreuze ziehen, um sich selbst im Mamaporsche zur Demo, zum Fußball oder ins Kino fahren und wieder abholen zu lassen, weil ja der ÖPNV zu miserabel ist - verzichten wir seit Jahren bewußt auf weit entfernte Reiseziele, bei denen wir mit den Flugzeug anreisen müssten.

Ganz nebenbei trifft das nicht nur für uns als Segel-Crew  zu, sondern meine Frau und ich handeln auch bei unseren Urlauben in diesem Sinne. Ergo fahren wir gesittet und umweltschonen in Fahrgemeinschaften nach Flensburg und nennen dort für 1 Woche eine Segelyacht unser Zuhause.


Unsere kleine Jeanneau "Sam" übernehmen wir nach einer lanen Autofahrt frühmorgens am 08.08.2020.
Mit der Doppel-Radsteuerung, einer, für modernere Schiffe üblichen ausklappbaren Badeplattform und einem Rollgroß fühlen wir uns in unserer Auswahl bestätigt. Leider war dieses Mal oder für dieses Schiff keine Frühanreise möglich, weswegen wir mehr oder weniger mitten in der Nacht (also so zwischen 0100 und 0200 in der Nacht) aufbrachen. Karsten hatte Philipp schon im Auto, Mario war von seiner Göttergemahlsgattin bei uns aus - ähm abgesetzt worden und dann ging es los in Richtung Norden.

Die Strecke nach Flensburg beträgt ziemlich genau 700 km. Mit Staus und Pausen kalkulieren wir schon mal sicherheitshalber gute 8 Stunden Fahrzeit ein. Wir sollten also so zwischen 10 und 11 Uhr vor Ort sein, somit den ersten Trubel der Schiffsübernahme aller am Wochenende startenden Crews ein Schnäppchen geschlagen haben und dann einen kurzen Schlag zum ersten Etappenziel segeln können.

08.08.2024 Flensburg nach Langballig
Nachdem Hermann aus Kiel eingetrudelt war (die mit der kürzesten Anreise kommen immer zuletzt) ging alles sehr routiniert. Die Klamotten wurden in den Kabinen verstaut. Es wurde eine Sicherheitseinweisung gemacht, die am Abend fortgesetzt bzw. vervollständigt wurde, die SAM wude gecheckt und übernommen.
Dann wurde der Wetterbericht eingeholt und das Tagesziel mit Langballig festgelegt.

Die Crew wurde instruiert. "Diego Maradonna würde "die Hand Gottes" sagen. Unser Skipper kündigt hier eine körperliche Verwarnung an, falls bei den Manövern etwas schief geht." Willkommen bei deinem ersten Törn Philipp :-)


09.08.2024 Langballig nach Schleimünde
Es zeichnet sich ab, dass diese Woche keine Streckenrekorde gebrochen werden. Bestenfalls mal wieder ein High-Speed von unserem MoBo-Fahrer Hermann, der, warum auch immer das Glück hat immer dann am Ruder zu stehen, wenn Kurs und Wind stimmen und er die Tages- oder Gesamttörn-Höchstgeschwindigkeit knacken kann. (Querverweis für 2024 -  da schien das auch so, dann wurde ihm dieser Rekord aber von einem echten Segler genommen und das mit gut und gerne +1,2 kn).

Den Leuchtturm von Schleimünde, die Ansteuerungstonne und den Nothafen erkennen wir inzwischen schon ohne einen Blick in die Seekarte oder ein Hafenhandbuch zu werfen.
So gerne ich diesen Nothafen mag, so schlecht sind meine Erinnerungen an meine seemännischen Leistungen in diesem Nothafen. 
Manöver die anderswo problemlos, fast schon in traumwandlerischer Sicherheit gefahren werden scheitern dort grundsätzlich. Und das hat nichts damit zu tun, dass wir Schleimünde nur bei schlechtem Wetter und somit bei widrigen Bedingungen anlaufen würden. Nein, wir mögen die Giftbude, die Pächter, durchaus auch die puristischen oder spartanische Ausstattung von Schleimünde und besuchen den Hafen eigentlich regelmäßig. 

Learn from y mistake sollte daher das Motto lauten, was in meinem konkreten Fall bedeutet, dass ich nach mehreren - nennen wir es suboptimalen Hafenmanövern - dort in Zukunft jemand anderen Anlegen lasse. 

Besser iss das.

Impressionen aus Schleimünde.


10.08.2024 Schleimünde nach Eckernförde
Laboe ist uns noch sehr gut aus Franks "living Fender-Aktion" in Erinnerung. Aber darauf wollen wir bestenfalls noch 1 bis 2 Dutzend mal rumreiten und außerdem geht's heute ja nach Eckernförde. Ansonsten kennen wir inzwischen die Marinas und die Restaurants schon etwas besser, was dem Umstand geschuldet ist, dass wir die Ostsee inzwischen als unser Heimatrevier auserkoren haben.

Karsten kommt ja ursprünglich aus Kiel und Hermann treibt dort heute noch sein Unwesen. Karsten hat zwar als Kieler Jung relativ spät mit dem Segeln begonnen, dafür aber sehr intensiv unter der Anleitung seines Schwagers und dessen Vater, die beide schon lange aufgehört haben ihre Seemeilen zu zählen. Lange Zeit hatte Karsten sogar eine kleine Etap in Kiel liegen. Aber was bringt einem ein Boot oder eine Yacht in Kiel, wenn man gut und gerne 680km südlich davon wohnt?

Egal, nach einem reibungslosen Anlegemanöver und dem Ankerschluck gehen wir zunächst was Essen. In Eckernförde bietet sich hier für den schnellen Hunger ein frisches Fischbrötchen an, das man lediglich proaktiv gegen die Möven verteitigen muss. Es empfiehlt sich daher sein Fischbrötchen nicht einfach so "auf die Hand" mitzunehmen sondern unter einem "Schutzschirm" der Flensburger Brauerei zu sitzen und in aller Ruhe zu essen. Da ja bekanntlich nach dem Essen vor dem Essen ist, besuchten wir nach dem Verzehr unserer Fischbrötchen ein griechisches Restaurant. Danach waren die meisten satt. 

Ich hatte zu diesem Zeitpunkt schon große Probleme beim Schlucken woduch Essen für mich zur Notwendigkeit wurde, der Genuß aber auf der Strecke blieb. Die Ursache hierfür war bis dato unbekannt. Noch glaubte ich an eine Nebenwirkung meiner Blutdrucktabletten. Aber das sollte nach dem Törn ärztlich untersucht und behoben werden. Aber das ist ein Thema für die Rubrik "Gesundheit".


11.08.2022 Eckernförde nach Laboe
Open Sea Map verrät mir bei der rückblickenden Distanzrecherche, dass diese Strecke - so man sie direkt fährt -  ca.  16 sm beträgt.
Da wir als Segler meist nicht den direkten Weg fahren, sind das auch schnell mal 5 sm mehr. Aber das ist es ja, was wir wollen. Ganz sicher muss und soll unser Törn nicht derart anstrengend werden wie unser Irlandtörn, aber es macht auch gar nichts, wenn eine Tagesetappe zwischen 20 und 30 sm liegt. Gerade bei einer kleineren Yacht, die ohnehin eine geringere theoretische Rumpgeschwindigkeit hat (bei der SAM waren das 7,8 kn) und schwachem bis mittlerem Wind ist man bei solchen Schlägen durchaus auch 5 - 6 Stunden unterwegs. 
Mit Philipp haben wir ja einen Rookie an Bord und Mario ist nun auch noch kein Seebär. Also versuchen wir den Törn so zu gestalten, das er eine angenehme Mischung aus Segeln und Landausflügen wird.

Das Wetter meint es fast schon zu gut mit uns, denn wir haben das, was man gemein hin Tropennächte nennt. Abendliche und nächtliche Außentemperaturen > 25° C.

Aber das war Hermann (rechts im Bild) nur schwer zu vermitteln.

Ja, die Bilder sind zur gleichen Zeit, fast schon zur selben Minute entstanden. Links Karsten im T-Shirt, man sieht noch Philipps nackte Beine weil er eine Shorts trug und dann Hermann.

Wetter ist eben ein subjektives Phänomen.


12.08.2020 Laboe nach Damp
Tagsüber glüht der Planet weswegen wir uns mit Sonnencreme, Kopfbedeckung und dem speziellen "Schnabeltier"-Nasenequipment gegen UV-A und UV-B-Strahlen zu schützen versuchen und ein konsequenter Schutz ist hier durchaus auch das langärmlige Hemd von Hermann. 

Also unter dem Aspekt Sonnenschutz. Der Rest der Truppe trägt Sonnencreme auf und fühlt sich in Shorts und T-Shirt wohler.

Nach einem früheren Erlebnis in einer Pizzeria in Damp hat niemand das Verlangen zu prüfen ob es diese nach wie vor gibt und ob sich dort etwas an der Freundlichkeit des Personals sowie der Qualität der Speisen geändert hat.

Wir alle wissen, dass die Coronabeschränkungen speziell in der Gastronomie vielen Restaurants das Genick gebrochen hat. Bei dieser Pizzeria, von der ich hier berichte, wäre dies ein Segen für alle potentiellen Gäste denen ein Reinfall erspart geblieben ist.


13.08.2024 Damp nach Wackerballig
Wenn mich meine Erinnerung nicht täuscht war Wackerballig ein Tipp von Karstens Schwager. Dort sollte das Wackerpulco ein trendiges Lokal (Cafe/Bar/Bistro) sein. 

Alternativ stünde uns Dat Strandhuus mit einer gehobeneren Küche zur Auswahl. Auswahl ist gut. Denn das Wackerpulco hatte coronabedingt geschlossen. Meine Freunde von Google verraten mir heute auf Anfrage, dass es das Lokal nach wie vor gibt. Man hat also Corona als Unternehmen überstanden. Nun gut, bleibt ja noch Dar Strandhuus. Dort tobt der Bär und wir rechnen schon damit, dass wir ggf. auf einen Tisch warten müssen. Aber es kam anders. Es war eine geschlossene Gesellschaft (wir reden von Coronabeschränkungen!) weswegen wir keine Chance auf einen Tisch hatten. Auch unsere Anfrage nach einem Außer-Haus-Verkauf wurde abgelehnt.Zum Glück halten wir es ja mit guter Seemannschaft und haben für genau solche Fälle immer eine Notration an Bord und die Rede ist hier jetzt nicht (ausschließlich) von Bier. Hermann zaubert Spaghetti und verfeinert die Tomatensauce raffiniert. Echt schade, dass ich die mit meinen Schluckbeschwerden nicht wirklich geniesen konnte. Es bestand jedoch kein Grund zur Sorge. Wer Hermann an Bord hat muss sich über Resteentsorgung keine Gedanken machen. Wenigstens hatten wir keine Probleme damit einen Liegeplatz zu bekommen.


14.08.2024 Wackerballig nach Flensburg

Schon wieder ist eine schöne Segelwoche rum bei der wir weder auf Wind noch auf Sonne verzichten mussten. Kaiserwetter sozusagen.

Philipp geht inzwischen ganz manierlich Ruder und hat Spaß daran, solange die Wellen nicht zu hoch und der Wind nicht zu stark werden. Aber das hatten wir ja auch bei Jörg während unseres Griechenland-Törns auf der Nefeli.

Karsten und ich hatten die verantwortungsvolle Aufgabe unsere drei "Chaoten" zu beaufsichtigen. Man sollte es nicht glauben, aber solch eine verantwortungsvolle Aufgabe macht extrem durstig. Und da wir während des Törns keinen Alkohol trinken blieb uns zum Durst stillen Ostriesentee und Mineralwasser. ...geht ja notfalls auch.

Für den Fall, dass ich mich darüber noch nicht ausreichend echauffiert habe, komme ich nicht umhin an dieser Stelle nochmals ausdrücklich zu betonen, dass Hermann auch in diesem Jahr vermutlich völlig unverdient den Geschwindigkeitsrekord mit etwas über 7 kn für sich verbuchen konnte. 

Streng genommen ist es nicht nur unfair, sondern auch falsch ihn als Motorbootfahrer zu titulieren, denn Hermann fährt kein Motorboot. Den Titel hat er nur bekommen, weil sein Sportbootführerschein der SBF See ist und dieser ist ein reiner Motorboot-Schein. Für dieses Regelwerk des DMYV und des DSV kann Hermann jedoch nichts. Inzwischen ist es unter uns aber so etwas wie ein running gag während unserer Törns geworden. Und Spaß muss ja schließlich sein.


Abschließend noch ein paar unkommentierte Impressionen unseres Segeltörns.