Slowenien 2010

Slowenien 2010


 

 

 

 



Portorož
45° 30,32' N 013° 35,67' E
Slowenien
1 Woche Ausbildungs-Törn

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Reisedaten: 30.10. - 06.11.2010
Anreise mit Privat-Pkw's. Unsere Crew bestand aus 7 Personen die auf einer Bavaria 44 eine Woche Herbsttörn machte. Für fast alle Teilnehmer stand anschließend die SKS-Schein-Prüfung an.
Kosten: 1 Woche Törn mit anteiliger Anreise ca. 600,00 € pro Person ohne Verpflegung. Für die Bordkasse wurde zusätzlich 200,00 € veranschlagt.
In unserem Fall reichten diese 200,00 € obwohl wir insgesamt 4x Essen waren aus.

Die Anreise erfolgte, wie schon im letzten Jahr, mit dem Auto. Im Vergleich zum Vorjahr lief jedoch die Planung kurz und schmerzlos. Es wurde eine Crewliste erstellt und zwei Fahrgemeinschaften organisiert. Das Ganze dauerte gerade mal 30 Minuten und wurde per Mail an alle Mitreisenden als Vorschlag verschickt und akzeptiert.

Das Team bestand aus sieben Personen und war, wie schon im Jahr davor, eine reine Männercrew im Alter zwischen 39 und 61 Jahren. Unser Törn was also ein 7tägiges "Blind Date" mit Happy End. Die Truppe passte super zusammen und harmonierte von ersten Moment perfekt miteinander, was ja nicht ganz selbstverständlich ist (siehe meinen Bericht Kroatien 2009).

Um 21:00 Uhr begann die Anreise in Südhessen. In gemütlichem Tempo wurden drei Mitfahrer aufgelesen und die Fahrt über Salzburg, Villach, Ljubljana nach Portorož fortgesetzt wo wir am nächsten Morgen gegen 08:00 Uhr als erstes von zwei Fahrzeugen eintrafen. Das Schiff konnten wir ab 09:00 Uhr übernehmen und checkten rechtzeitig ein.
Anschließend kauften wir für die nächsten 3 Tage ein was die gerade erst gegründete Bordkasse um satte 230,00 € erleichterte.

Gegen Mittag traf dann auch der Rest ein und wir waren komplett.

  • Jürgen (Skipper)
  • Harald
  • Dieter
  • Stefan
  • Markus
  • Gerhard
  • Peter

Nachdem auch die Neuankömmlinge alles an Bord gebracht hatten, erfolgte die Sicherheitsunterweisung. Danach ging's direkt aufs Wasser um erste Manöver zu segeln und sich mit dem Schiff näher vertraut zu machen. Wie sich später herausstellte, wäre dies auch ein guter Zeitpunkt gewesen, von allen Crewmitgliedern die Personalausweise für das Aus- und Einklarieren zu den Schiffsunterlagen zu nehmen.

Zum Schiff:
Die Bavaria 44 wurde bereits in meinem Bericht zum Kroatientörn 2009 beschrieben und den Schiffen Bavaria 46 und Gib Sea 43 gegenüber gestellt, weswegen an dieser Stelle auf eine Wiederholung verzichtet wird.

Abweichend zum Schiff aus 2009, das seinerzeit in Pula gechartert wurde, waren dennoch einige Unterschiede feststellbar.
Grundsätzlich war die Aurora von der Gesamtausstattung besser ausgestattet als das Schiff in Pula. Dies trifft für die Funkanlage zu, für das Radar, das im letzten Jahr komplett fehlte sowie auf das GPS-Navigationssystem das hier mit aktuellen Karten versehen war. Auch auf diesem Schiff fehlte leider das Tochterinstrument in Rudernähe, was wir speziell an den beiden ersten Tagen sehr gut hätten gebrauchen können.
Im Bereich Entertainment war festzustellen, dass auch an Deck Boxen montiert waren und das Schiff über ein Bimini verfügte. Letzteres war jedoch leider ähnlich wie das ganze Schiff in ein einem Zustand, den man sich besser wünschen würde. Das Schiff war relativ alt und man merkte ihm sein Alter überall an. Speziell undichte Luken waren bei lang anhaltendem Regen und starken Seegang extrem ärgerlich und sorgten für feuchte und nasse Kojen.
Die Genua war am Achterliek beschädigt und störte somit teilweise heftig bei Manövern, da sich die Jakobsleine mehrfach im Radar verhedderte.
Am vorletzten Tage (während laufender SKS-Prüfung) verabschiedete sich der Griff des Gashebels, der abbrach und uns mit 130,00 € in Rechnung gestellt wurde obwohl anhand der Bruchstelle eindeutig erkennbar war, dass es sich hier um einen Schaden handelte, der seinen Ursprung deutlich vor unserem Reiseantritt hatte. (Hier schon an dieser Stelle der Querverweis auf mein Buch.)Obwohl in diesem Jahr das Schiff nur mit 7 (im Vorjahr 9) Personen belegt war, fehlte es an trockenem Stauraum. Es empfiehlt sich, 20  - 30 m Wäscheleine und Plastiksäcke (ggf. Müllbeutel) mitzunehmen. Kleidung sollte am besten nur geschützt in Plastiktüten in den Schränken verstaut werden und die Wäscheleine greifbar liegen um in der Nacht feuchte Kleidung zum trocknen aufhängen zu können.

Sturmfahrt unter Segel (31.10.2010)
Der erste Seetag stellte uns bereits auf eine harte Probe oder  - heute würde man Teambuilding dazu sagen - vor eine Aufgabe, bei der wir uns gegenseitig das Vertrauen bescheinigen mussten. Denn das Wetter war nicht nur schlecht, es war mehr als Starkwind. Wir hatten Windstärken zwischen 7 und 8 Bft. und Wellen bis zu 3,5 m.
Normal bleibt man bei solchen Wetterverhältnissen an Land. Bei einem Ausbildngstörn kann man schon mal überlegen, was man macht. Unser Skipper erläuterte uns also die Situation und erklärte uns, dass es bei diesen Verhältnissen streng genommen nur zwei Alternativen gäbe. Nämlich - wie bereits erwähnt - an Land zu bleiben oder die erste Sturmerfahrung zu sammeln oder nach Venedig zu segeln. Wir schauten uns alle kurz an und entschieden uns für Venedig. Es fühlte sich einfach richtig an unter der Aufsicht eines erfahrenen Skippers die erste Sturmerfahrung zu machen. Außerdem wären das schon mal knappe 90 sm an einem Tag. Jürgen machte allerdings klar, dass jeder mind. 1 Stunde Ruder zu gehen hat. Okay, dann lernen wir auch gleich, wie das mit dem "Surfen der Welle" geht (oder gehen soll).
Kurzum, wir erreichten Venedig nach ca. 13 Stunden bei Aqua alta. Suchten uns eine Pizzeria und fielen nach einem reichhaltigen Essen totmüde in die Kojen. Bilder dieser Überfahrt gibt es leider keine, da außer Jürgen und - warum auch immer - mir selbst, alle anderen mit Seekrankheit zu kämpfen hatten und ihnen nicht der Sinn danach stand, Fotos zu machen.

01.11.2010 | Montag
Sturmfahrt unter Maschine:
Unser Tagesziel  von Venedig 12° 21' N / 45° 25' O nach Rovinji 45° 04,59' N 013° 38,01' E war bei ähnlichen Wetterverhältnissen wie am Vortag, jedoch direktem Wind von vorne, nur unter Maschine erreichbar.
Unsere Überfahrt dauerte gute 10 Stunden in denen wir stoisch gegen Wind und Wellen ankämpften.
Obwohl wir auch an diesem Montag gegen 0900 UTC die Lagunenstadt an der Adria bei anhaltendem Regen relativ zeitig verlassen, wird es doch dunkel, bis wir Rovinji in Sichtweite bekommen.

 

 

 

 

 

 

Gemeinsam mit den Erfahrungen, die eine Nachtansteuerung mit sich bringt lernen wir Neulinge, dass der erste Sichtkontakt zu einer Stadt wie Rovinji bei an sich klarer Sicht in ca. 15 sm Entfernung erfolgt.Man muss kein Rechenkünstler sein um festzustellen, das man bei durchschnittlichen 6 kn zweieinhalb Stunden braucht um sein Ziel zu erreichen.

Leben an Bord (1):
Auch bei diesem Reisebericht möchte ich nicht nur Fakten und Zahlen wiedergeben, sondern auch ein wenig aus dem Nähkästchen plaudern, also über das Leben an Bord während des Törns berichten.Mit Ausnahme von Markus und mir  kannten sich die Crewmitglieder vor der Reise nicht.  Wir waren also wieder einmal ein bunt zusammengewürfelter Männerhaufen im Alter zwischen 39 und 61 Jahren mit völlig unterschiedlichen Kenntnisständen. Harald und Peter sind erfahrene Skipper und waren durch ihre Erfahrung und Zuverlässigkeit, speziell uns weniger erfahrenen Teilnehmern, eine große Hilfe und konstante Größe.

Dieter, Gerhard, Markus und ich hatten allesamt erst in den Jahren 2008 - 2010 unser SKS-Theorie abgelegt und verfügen nicht über sehr viel praktische Erfahrung. Unser Team entpuppte sich als Dreamteam. Jeder in der Mannschaft packte selbstverständlich mit an und erledigte die anfallenden Aufgaben unaufgefordert. Es war überhaupt nicht nötig jemanden um etwas zu bitten oder nachhaltig aufzufordern. Ausnahmslos jedes Mannschaftsmitglied sah was zu erledigen ist und brachte sich selbstredend mit ein.​ Da war es kein Wunder das sich das Kochen und der Abwasch fast von alleine erledigte. Eine Pflicht wurde zum Event, alle packten mit an und ruckzuck waren Kochen, Essen und der Abwasch erledigt und man ging zum besonders gemütlichen Teil des Abends über.

Kulinarisch sah unser erster Abend Pljeskavice (mit Schafskäsefüllung), Reis und gemischtem Salat, Peters Spätburgunder und Slowenisches Bier (das es auch alkoholfrei gibt) vor.

Für die gute Stimmung an Bord sorgten:

  • Wir selbst
  • Frisch zubereitete Speisen
  • Peters Badischer Wein (von der Sonne verwöhnt)
  • Die Suche nach den verschollenen Hanutas
  • ein erlesenes musikalische Programm J.B.O
  • Individuelle Einlagen, die unser Geheimnis bleiben werden.
  •  sowie unsere Fachtheorie mit modernsten Lehrmitteln
  • Hier anlegen und festmachen in einer Box sowie das Verholen in einer Box.
  • Themen die am Abend theoretisch erörtert wurden, wurden am Folgetag praktisch umgesetzt.

02.11.2010 | Dienstag
Unser Tagesziel bzw. unsere Strecke für diesen Dienstag war schon wieder Piran bzw. Portorož, was weniger daran lag, dass wir keine Alternativen gekannt oder geplant hätten, sondern - ohne intensiver auf diese peinliche Begebenheit eingehen zu wollen - an Europäischen Wirtschaftsraum lag. Unser ursprünglicher Plan war der, dass wir von Rovinji weiter südlich entlang der Küste von Istrien segeln, dort Manöver üben und am Donnerstag in Piran einklarieren.

Dieser Plan wurde aus gegebenem Anlass einstimmig geändert. An diesem Abend blieb unsere Küche kalt (siehe Leben an Bord 2).

 

 



 

... und wenn das Segeln an sich und alles was damit zu tun hat noch so packend war, mussten wir dennoch immer wieder daran denken (oder erinnert werden), dass es sich bei unserem Törn um einen Prüfungsvor-bereitungstörn handelte.
Der große Esstisch wurde so kurzerhand zum Kartentisch um in Zweiergruppen Peilungen in die Karte einzutragen.
Wir peilten mit Handpeil- und oder Steuerkompass berechneten die Ergebnisse, trugen diese in die Detailkarte ein und überprüften unseren so erhaltenen OB mit den abgelesenen GPS-Daten. Klar, dass wir Anfänger alle zu Beginn den gleichen Fehler machten und uns die GPS-Daten nicht sofort nach erfolgter Peilung notierten. Die bessere Übereinstimmung zwischen Peilung und GPS-Daten kam später weniger wegen eventuellen genaueren Peilungen zustande sondern lag konsequenterweise darin begründet, dass die Koordinaten sich auf auf einen Standort zur gleichen Uhrzeit bezogen.

Wer im nördlichen Teil der Adria unterwegs ist wie wir, kreuzt zwangsläufig Wirtschafträume. Gemeint sind damit die bürokratischen Regeln, die einem Grenzüberschreitungen aus dem EU-Raum in nicht EU-Staaten auferlegen.

Während unserer bisherigen Reise von Portorož nach Venedig bewegten wir uns im politischen Europa. Das Abmelden (Ausklarieren) in Slowenien sowie Einklarieren in Italien war mehr oder weniger überflüssig oder wurde mit der Gelassenheit der Dolce Vita erledigt (ist aber dennoch vorgeschrieben!)
Ganz anders sieht es bei der Einreise in Kroatien ein. Hier wird das Einklarieren sehr genau genommen und überwacht. Die Polizei möchten in jedem Fall die Crewliste und wenigstens alle Ausweise der Mitreisenden sehen und hat vermutlich auch das Recht, die komplette Crew antreten zu lassen.

​Ebenfalls großen Wert legt man darauf, dass die Gastflagge gesetzt ist.
Wir wir später erfahren haben, sind u.a. diese administrativen Vorgänge mit dafür verantwortlich, dass der DSV keine Sportbootprüfungen  mehr in Kroatien durchführt, da die Prüfer an Bord logischerweise nicht in der Crewliste verzeichnet sind und somit als blinde Passagiere gelten. Nachvollziehen kann ich diese Vorgehensweise nicht, denn solche Prüfer reisen ja völlig legal über eine Grenze mit Passkontrolle ein und man kann mir auch  nicht weiß machen, dass beispielsweise jedes Ausflugsboot, das Touristen in einem Kroatischen Hafen an Bord nimmt und einen Tagesausflug unternimmt eine entsprechende Liste anfertigt.
Diese Beobachtung erhärtet daher eine meiner kritischen Fragen ob das Vernünftig ist oder Politik.

Leben an Bord (2):
Unser Skipper Jürgen hat dieses Gebiet schon mehrfach bereist und hatte den einen oder anderen Geheimtipp für uns parat. Zu diesen Geheimtipps gehört in Rovinji in jedem Fall eine Pizzeria, die vom Italienischen Pizzaverband (was es alles gibt) als die beste Pizzeria in Istrien gekürt wurde. Wer diese Pizzeria in unmittelbarer Hafennähe sucht, wird nicht fündig. Selbst Jürgen, der die Pizzeria ja bereits kannte, musste länger durch die malerischen und engen Gassen von Rovinji streifen, bis er das Lokal wieder fand.

Wir hatten das Glück, dass die Pizzeria trotz der späten Saison noch auf hatte. Das Interieur der Pizzeria ist urig. Wer erwartet, dass das Lokal aufgrund seiner Ehrung nun aufgedreht hätte, kann beruhigt werden. Das Lokal ist eine absolut gemütliche Kneipe mit ca. 10 Tischen. Ein durchgestrichenes € Symbol am Cola-Zapfhahn verdeutlicht, das man sich im doppelten Wortsinn in einem Wirtschaftsraum außerhalb der EU befindet. Dennoch wurden € gerne angenommen (irgendwann kapituliert eben jeder).
Das Leben an Bord fand an diesem Abend etwas später statt. Die Pizzas waren durch die Bank weg superlecker und extrem groß. Das nebenstehende Bild zeigt die Pizza Calzone in Normalgröße. Die Gesamtrechnung für 7 Pizzen, 4 Salate, 2 Flaschen Hauswein und 2 Flaschen Mineralwasser lag bei 77,00 € (in Venedig haben wir gut das Doppelte bezahlt).

Später am Abend setzten wir und dann noch einmal mit den regionalen Winden wie Bora und Scirocco (Jugo) auseinander.
Den Scirocco hatten wir ja an Tag 1 und 2 unserer Reise erlebt und lernten nun den Unterschied zwischen literarischer Beschreibung und der Realität vor Ort kennen. Auch diese Erfahrung war sehr lehrreich.

03.11.2010 | Mittwoch
Nichts auf dieser Erde geht verschollen. Außer dem Bernsteinzimmer und unseren Hanuta.
Diese Feststellung mussten wir an diesem Mittwoch erst einmal verdauen. Und dies genau zu dem Zeitpunkt, als wir genau zu diesem Zweck unsere Familienpackung Hanuta hinzuziehen wollten. Wie sich zu Ende der Reise herausstellte, bleibt jedoch vorerst nur das Bernsteinzimmer weiterhin verschollen.

Bislang hatten wir einen turbulenten Törn, regelmäßig und zuverlässigen Regen. Zuverlässig in soweit, als dass wir unsere eigentlichen Reiseetappen weitestgehend trocken zurücklegen konnten (überkommende Gischt einmal ausgeschlossen), beim An- und Ablegen aber immer einsetzenden heftigen Regen hatten, auf das wir unsere Kleidung in jedem Fall bis zum nächsten Tag trocknen mussten. Dieser Mittwoch sah freundlicher aus. Der Himmel war nur stellenweise bewölkt, so dass wir anfangs versucht waren, die helle Lichterscheinung am Himmel im Leuchtfeuerverzeichnis nachzuschlagen.
Entsprechend wurde es an diesem Tag etwas wärmer als an den Vortagen. Ein idealer Tag zum Manöver üben, was dann auf der mitgeschriebenen Route so wirr und konfus aussieht, wie auf der linken Abbildung.

Windstärken zwischen 2 und 3 Bft. (tendenziell leider eher 2) ließen das Üben der Manöver unter Segel noch zu und bargen auch nicht das Risiko der Vortage, dass man dabei selbst direkt über Bord geht. Gegen Abend flaute der Wind ab und wir übten Manöver unter Maschine.

 

Leben an Bord (3):
Wie bereits beschrieben, hat die Bavaria 44 nicht gerade luxuriös viel Stauraum. Umso erstaunlicher war es, als am dritten Reisetag festgestellt wurde, dass unsere Familienpackung Hanuta verschollen war, was von Stund an dafür sorgte, dass jedes andere vermisste Utensil dort vermutet wurde, wohin sich auch die Hanutas auf völlig unerklärliche Weise hin verzogen hatten. Das war bei Lebensmitteln wie unserer Aubergine oder Marmeladengläsern gerade noch nachvollziehbar, aber spätestens bei einem Fender mit annähernd 1 m Länge und 35 cm Durchmesser fehlte uns hier jegliches Vorstellungsvermögen.

Die Theorie "Klabautermann" wagte niemand laut auszusprechen.
Nachdem wir selbst bei unseren Manövern und beim Anlegen keinen Fender vermissten, also alle vollzählig vorhanden waren, am Folgetag jedoch besagter Fender fehlte, ist der Verbleib unseres Fenders wohl eines der Rätsel, das wir auf unserer Reise nicht lösen konnten. Die Ersatzbeschaffung belastete zwar unsere Bordkasse mit 36,00 € unsere Gemüter jedoch in keinster Weise.
Nach drei Tagen an Bord läuft alles noch routinierter als zu Beginn der Reise. An diesem Abend gab es Burgunder-Goulasch für das Peter 1.5 l Roten opfern musste. Wie es sich beim Verzehr herausstellte, war es nicht wirklich ein Opfer. Tag drei einer sechstägigen Reise bedeutet aber auch Halbzeit. Man sitzt beisammen, geniest das Essen, Markus super Sauce, die zum Schluss mit Suppenlöffeln genossen wird weil sie zum Wegschmeißen einfach viel zu schade gewesen wäre und man erinnert sich an den eigentlichen Zweck der Reise. Schnell werden Seile aus allen Ecken hervorgekramt und die wichtigen Knoten geübt. Inzwischen kennen wir alle mind. drei unterschiedliche Arten einen Palstek zu machen und finden heraus, dass der Stopperstek eigentlich auch nichts anderes ist als der Anfang des Rohrringsteks mit abschließendem Webeleinstek.
Also alles alte Bekannte die man nur anders arrangiert.

An dieser Stelle einen besonderen Dank an Peter und Harald, die nicht müde wurden uns immer und immer wieder Knoten, Tricks und Kniffe zu vermitteln auf das auch wir diese Knoten irgendwann im Schlaf beherrschen.
Ganz nebenbei erinnert uns Jürgen daran, dass wir uns noch mal die Kurse, Kommandos und Manöver für Boje-Über-Bord ansehen sollen.

04.11.2010 | Donnerstag
Heute ist der letzte Übungstag. Wie schnell die Zeit doch vergeht. Nachdem Jürgen mit unseren Manövern der Vortag noch nicht 100% zufrieden war, hat er uns am Vorabend ein Infoblatt zu den Manövern und den passenden dazugehörigen Kommandos zum Lernen gegeben.

Das möchte er nun in der Praxis wieder erkennen.  Bevor wir allerdings bei mäßigem Wind in die Bucht vor Piran und Portorož  fahren, verholen wir die Aurora in der Box was erstaunlich gut funktioniert. Unsere Euphorie wird mit dem Hinweis auf geringen bis gar nicht vorhandenen Wind etwas gedämpft. Dennoch sind wir froh darüber, das Verholen in der Box tatsächlich einmal gemacht zu haben.

Die Manöver laufen heute weitestgehend koordinierter. Ich selbst stehe hie und da leider wieder mal auf dem Schlauch.

Als ob wir eine Vorahnung auf den kommenden (morgigen) Prüfungsverlauf hätten, üben wir an diesem Tag bis in die Dunkelheit hinein und nehmen für die Praxis die Erfahrung mit, dass ein flach auf dem Wasser treibender Körper nicht nur bei ungünstigen Sonnenstand sondern auch bei Anbruch der Dämmerung bereits ab einer Entfernung von 2 bis 3 Schiffslängen kaum noch auszumachen ist.

Abends besuchen wir ein mexikanisches Restaurant mit ausgefallener Dekoration wie Lagerfeuer an der Decke. Hier stimmte das Preis- Leistungsverhältnis.

Die umfangreiche Speisenkarte und moderaten Preise waren eine Empfehlung für den Freitag.

Leben an Bord (4):
Nach einem reichhaltigen, auf individuellen Wunsch sehr scharfen mexikanischen Essen, geht es zurück an Bord um Formalitäten für die bevorstehende Prüfung zu besprechen. Meilennachweis ist das Stichwort und hier stellt sich heraus, dass nicht alle die gleichen Informationen vor Reiseantritt erhalten haben.
Bekannt ist, dass man zur Prüfung min. 300 sm nachweisen können muss. Teilweise hatten Teilnehmer die Auskunft erhalten, dass die benötigen 300 sm auf dem Törn selbst erreicht und bestätigt würden, was sich als Trugschluss herausstellte.​

Dies ist aber auch völlig klar, wenn man bedenkt, dass man sich auf einem Prüfungsvorbereitungstörn befindet und man an einem Übungstag zwar den ganzen Tag auf dem Wasser verbringt, aber kaum 20 sm fährt. Einzig und alleine unserem Ausflug nach Venedig und zurück hatten wir es zu verdanken, dass wir es auf insgesamt 242 sm brachten, was jedoch alleine für die Prüfung nicht ausreicht.
An dieser Stelle war am Prüfungstag Organisationstalent gefragt indem man sich entsprechende Nachweise in das Office der Marina faxen lies.

An dieser Stelle erlaube ich mir auch den Querverweis zum Kroatientörn. Auf einen entsprechenden Meilennachweis des Veranstalters warte ich heute noch. Mein Mitreisender des Nachbarschiffes aus 2009 bekam diesen Nachweis mit 245 sm unaufgefordert zugeschickt. Mein Glück war, dass ich bereits während des Törns 2009 ein Meilenbuch führte und die Tagesetappen eigenverantwortlich eintrug, um mir diese mit Reiseende vom Skipper bestätigen zu lassen, was dieser mit dem Hinweis, dass wir ohnehin eine Meilenbestätigung geschickt bekämen, nur widerwillig tat. So kam es dann zu einem äußerst präzisen Vermerk von 175,4 sm in meinem Meilenbuch. Ich bitte an dieser Stelle jeden Leser dieser Homepage davon Abstand zu nehmen nachzufragen, ob die 0,4 sm nicht auch nur 0,3 sm oder doch eher 0,5 sm gewesen sein könnten. Die Wahrscheinlichkeit, dass diese augenscheinlich sehr genaue Angabe falsch ist, liegt schon sehr nahe.

05.11.2010 | Freitag
Freitag war Prüfungstag und wenigsten das Wetter war tendenziell freundlich, was man von den missgelaunten Prüfern nicht sagen konnte.

Um 08:30 LT sollten wir beim Prüfungsausschuss vorstellig werden. Die erste Hiobsbotschaft des Tages war die, dass die Prüfer einen Überhang vom Vortag von drei Schiffen hatten. Die Ursache hierfür war uns nicht klar, hatten wir doch am Vortag moderate 2 Bft. Wind gehabt und waren in der Lage, unsere Manöver zu segeln.

Der Grund für diese Situation war uns spätestens dann klar, als wir erfuhren, dass die Prüfer immer gemeinsam auf ein Schiff gingen. Soweit uns bekannt ist, ist dies bei SSS-Prüfungen in der Prüfungsordnung so vorgeschrieben, bei SKS-Prüfungen jedoch nicht. Im Vorjahr war stets ein Prüfer auf einem SKS-Prüfungsschiff und kamen mit dem Prüfungspensum in der zur Verfügung stehenden Zeit auch hin.​

In unserem Fall bekamen wir zunächst einmal mitgeteilt, dass an unsere Prüfung frühesten ab 14:00 Uhr zu denken sei und das sich die Prüfer per Mobiltelefon bei uns melden würden. Tatsächlich kamen wir gegen 17:00 Uhr mit Einbruch der Dunkelheit an die Reihe. Unsere Boje wurde mit einem Blitzlicht versehen und wir wussten nun, dass es gut war, diese Übung selbst schon mal im Dunkeln gemacht zu haben.

Gegen 19:00 Uhr wurde die Prüfung mit den Hinweis, dass die Prüfungsbedingungen für eine SKS-Prüfung nicht geeignet wären, abgebrochen und auf den Abreisetag verschoben.
Zur Krönung dieses Prüfungsverlauf bestand dann auch noch ein Prüfer auf eine Kurskorrektur beim Einlaufen in den Hafen. Hierbei forderte er unseren aktuellen Steuermann dazu auf, seinen Kurs nach Backbord zu korrigieren obwohl zu diesem Zeitpunkt beide Backbordtonnen der Hafeneinfahrt deutlich an unserer Steuerbordseite zu sehen waren. Wir wären wohl an der Hafenmole gelandet, wäre nicht unser Skipper eingeschritten und hätte das Steuer übernommen. Eine schriftliche Beschwerde über diesen Prüfungsablauf beim DSV wurde eingereicht.

Glücklicherweise war die Charterfima sehr flexibel was die erforderliche Verlängerung um einen Tag anging, was wohl ausschließlich mit dem Saisonende zusammenhing. Das mangelnde Organisationstalent sowie die Borniertheit der beiden Prüfer gepaart mit deren schlechter Laune war alles andere als befriedigend.
Trost fanden wir an diesem Abend kulinarisch beim Mexikaner und musikalisch im viel sagenden Song von J.B.O "Heut ist ein guter Tag zum sterben."
Und die Hanutas waren immer noch verschollen.

Leben an Bord (5):
Langsam aber sicher ging es ans Packen, was wir als die ultimativ letzte Chance ansahen akribisch nach den Hanutas zu suchen, obwohl wir uns keine Hoffnung mehr machten diese doch noch zu finden.

Schließlich hatten wir bereits jeden Schrank, jede Schublade, jedes Staufach mehr als einmal komplett durchsucht.
Nun, nachdem sich die Stauräume zusehends leerten und deren Inhalt Stück für Stück in unseren Reisetaschen verschwand, lag der Schrei "Die Hanutas" förmlich zum Greifen in der Luft.

​Und tatsächlich fand irgendwann zu vorgerückter Stunde Harald unsere Familienpackung Hanuta in der Rückwand des Kartentischs bzw. genauer in der Nische zwischen diesem Stauraum und der Bordwand, denn dort hin waren die Haselnussschnittchen  gerutscht. Auch Harald hatte die Packung nur mit den Fingerspitzen erreicht was erklärt, das alle die kleiner waren als Harald - und das waren wir alle - nicht den Hauch einer Chance hatte, unsere Hanutas zu finden.

Wer sie überhaupt in dieses Staufach gelegt hat, wo sie doch wenigstens drei Tage in der Nähe des Kühlschranks niemanden gestört haben, bleibt dessen Geheimnis.So lange die Suche nach den inzwischen schon sagenumwobenen Hanutas auch gedauert hatte, so kurz war die Phase ihrer Vernichtung.

Guter Dinge, dass der nächste Tag etwas mehr Wind und dem Prüferteam bessere Laune beschweren würde, trafen wir Vorsorge dafür, dass wir keine alkoholischen Getränke mit auf die Heimreise nehmen mussten.

 

06.11.2010 | Samstag
Schiffsübergabe, Prüfung zweiter Teil und Heimreise standen an diesem Tag an.
Pünktlich, wie verabredet, kam um 08:30 LT der Taucher, der die Aurora nach Spuren von Grundberührung absuchte. Das ging zügig und brachte auch keine Überraschung zu Tage. Im vergleich zur Marina in Pula aus dem Vorjahr wird hier nach jeder Schiffsrückgabe das Schiff abgetaucht. In Pula beißen den letzten die Hunde.
Die Stimmung unserer Prüfer hatte sich etwas gebesserte. Gute Laune sieht jedoch anders aus. Heute sind wir das zweite Schiff so dass wir guter Hoffnung sind, die ursprünglich zwischen 9:00 und 10:00 Uhr vorgesehene Heimreise tatsächlich gegen 13:00 - 14:00 Uhr antreten zu können was und dann tatsächlich auch möglich war.

Auf der Heimreise kehren wir noch einmal ein und treffen dort, als hätten wir uns verabredet, die Dieter, Gerhard und Harald.
Wir hatten eine tolle Woche in der wir viele neue Erfahrungen sammeln durften. Ein dickes Lob und vielen Dank an unseren Skipper der uns mit Geduld und Humor anleitete.