Niederlande 2023
IJsselmeer - Törn
Reisedaten 04.08.2023 - 18.08.2023
Ein paar Zahlen, Daten und Fakten vorweg.
Mit an Bord waren lauter alte Bekannte wie:
- Karsten
- Hermann
- Josef
- Stefan
Hans-Jürgen konnte sich nicht entscheiden und für die übrigen Kandidaten waren entweder 14 Tage zu lang, zu teuer oder beides. Außerdem sind wir inzwischen in einem Alter, in dem es auch mal aus gesundheitlichen Gründen Sinn machen kann, auszusetzen.
Nachdem wir in den zurückliegenden Jahren immer und immer wieder in Flensburg gestartet waren und auch mal was anderes sehen wollten ohne dabei auf Long-Distance-Destinations zugreifen und mehrere Stunden im Flieger sitzen zu müssen, fiel unsere Wahl auf Lemmer. Der Vercharter Enjoy Sailing ist Stefan als zuverlässig, flexibel und gut bekannt. Außerdem erinnert sich Stefan an das Lokal in der Marina mit dem er nur gute Erinnerungen verknüpft.
Und so wundert es auch niemanden, dass wir am ersten Abend prompt dort landen.
Holländer sind ja, außer beim Fußball, lustige Menschen. Wir bestellten uns alle je ein großes Bier was dort 0,5 l ist. Nachdem wir den Wirt "provozieren" wollten brachte er Hermann dann ein echtes, großes Bier. Genau unser Humor.
Karsten nahm mit Bedauern zu Kenntnis, dass Hermanns Maßkrug der einzige im Haus war. Shit happnes.
Unser Boot war eine Bavaria 37 Cruiser mit Rollgroß und Fock. Aufgrund unserer Erfahrung mit dem Rollgroß-Patent bei Bavaria (auf diesem Törn und unserem Törn 2024) haben wir uns entschlossen, nur noch Bavarias mit Lattengroß oder Schiffe anderer Hersteller zu chartern.
Die Nina "hörte" auf das Rufzeichen PD 9228 und hat die MMSI: 244620521, was für unseren Landsupport unter Einbeziehung des Vesselfinders wichtig war.
Die Rollen an Bord wurden zunächst klassisch besetzt:
Stefan: Skipper - denn Karsten meinte, "du hast das ja im letzten Jahr akzeptabel gemacht" - was aus seinem Mund das höchste Lob ist.
Karsten: Navigator und Co-Skipper (aus dem gleichen Grund sowie in Ermangelung von Alternativen.)
Hermann: Funker*
Josef: Smutje und Finanzminister
1. Seetag | Samstag 05.08.2023
ɸ 52° 51' 546'' N ʎ 005° 41' 999'' E Lemmer
Die Marina in Lemmer ist aus der Vogelperspektive besonders beeindruckend.
Als Charterer bekommt man dort in der Marina einen sicheren Kfz-Stellplatz bzw. in der Regel sogar zwei. Die Infrastruktur bzgl. der sanitären Anlagen und des im ersten Stock gelegenen Restaurants ist gut. Das Personal spricht - wie sollte es in den Niederlanden auch anders sein - deutsch.
Lediglich die Einkaufsmöglichkeiten liegen weiter weg, was bei einem Einkauf für einen 14tägigen Törn dann problematisch ist, wenn man kein Auto dabei hat. In unserem Fall war das kein Problem.
Dieser Törn war in vielerlei Hinsicht anders, denn, obwohl es kein Ausbildungstörn war, hatten wir vor, Hermann und Josef etwas mehr Verantwortung und Aufgaben zu übertragen, was natürlich mit beiden abgesprochen war. Wir hatten nicht vor Seemeilen zu schinden. Vielmehr sollte unser Urlaub ein entspannter Hollandurlaub auf dem Wasser werden.
Entsprechend verabschiedeten wir uns zunächst vom so oft angepriesenen nautischen Dreiklang, schliefen etwas länger, frühstückten gut und ausgiebig und legten um 10:00 Uhr ab. Zunächst um das Boot besser kennen zu lernen und unseren beiden Rookies das Gefühl für unseren fahrbaren Untersatz zu vermitteln. Man vergisst selbst sehr schnell, dass ein Schiff, im Gegensatz zu einem Auto, nicht einfach so zum Stillstand zu bringen ist.
Wir üben also "Drehen auf dem Teller" und gehen dabei auf den Radeffekt und die Ruderstellung ein.
Um 11:30 Schleusen wir durch die Prinses Margietsluis, die schon beinahe einem Kanal ähnelt, und setzen gegen 12:00 Uhr Groß und Fock. Das Schleusen ist leider immer recht zeitaufwändig. 11 Seemeilen und ca. 2 Stunden später holen wir beide wieder ein, schleusen zurück und legen bereits um 14:45 wieder in Lemmer an. Den Grund für unsere frühe Rückkehr ist die Wettervorhersage und unsere eigene Wetterbeobachtung.
Daten aus der Vorhersage
Temperaturen: 17° bis 19° C
UV-Index: 3/11
Luftfeuchte: 81%
Sonnenaufgang: 06:01 | Sonnenuntergang: 21:24
Wind: 1 - 3 Bft überwiegend S
Regenwahrscheinlichkeit: hoch bei 90%
Gewittergefahr
Unsere Einschätzung bzgl. des Wetters bestätigt unsere Entscheidung. Das Anlegemanöver gelingt noch im Trockenen. Das Landstromkabel wird bereits bei leichtem einsetzenden Regen angebracht und kurz darauf beginnt es heftig zu regnen. Ein Gewitter tobt sich über uns aus.
Skipper of the day war Hermann und unser High Speed betrug lt. GPS 7,2 kn
2. Seetag | Sonntag 06.08.2023
ɸ 52° 51' 546'' N ʎ 005° 41' 999'' E Lemmer
Daten aus der Vorhersage
Temperaturen: 17° bis 19° C
UV-Index: 3/11
Luftfeuchte: 81%
Sonnenaufgang: 06:01 | Sonnenuntergang: 21:24
Wind: 0 - 1 Bft überwiegend S rückdehend
Ein Blick in die Vorhersage für Montag verspricht richtig Wind
Unser Tagesziel ist die Marina Stavoren. Hermann hat eigentlich ein gutes Namensgedächtnis, aber hier vertut er sich regelmäßig, weswegen auch in unserem Fotobuch zu lesen ist "Marina Stavoren (für Hermann Vastoren)". Da alle Wettervorhersagen für Montag und Dienstag Windstärken zwischen 6 und 7 Bft. vorhersagen beschließen wir in Stavoren in einer Marina hinter der Schleuse anzulegen und nicht im Außenhafen, denn dieser ist ungeschützter und bietet weniger an Infrastruktur. Wir rechnen damit, ggf. länger in Stavoren festzusitzen.
Um 09:45 LT verlassen wir Lemmer und verpassen gerade so eben die Schleusenzeit. Daher müssen wir bis 10:30 warten, bis wir bei der nächsten "Fuhre" dabei sind. Kurz nach 11:00 setzen wir beide Segel und schalten den Motor aus. Irgendwann - genau um 12:05 - läuft Karsten rhetorisch zur Hochform auf indem er in seiner typisch norddeutschen Art Stefan einen Spruch einschenkt. Nun ja, wir nehmen uns da gegenseitig nichts. Leider habe ich vergessen (ehrlich, ich schwöre), was er gesagt hat. Im Logbuch wurde jedoch festgehalten, dass Karsten beim Loggestand von 46247 despektierlich war, was alle erheitert. Wen interessiert so etwas?
Wenn uns schon keine Seemeilen interessieren, dann ist doch das Thema Höchstgeschwindigkeit an sich, und wer die erzielt hat insbesonders ein Thema. An diesem Tag sind das 7,4 kn auf der Logge. Lt. GPS des mitgeschriebenen Plots waren das 11 kn. Gefahren von Stefan!
Daten aus der Wetter-Vorhersage
Temperaturen: 17° bis 19° C
UV-Index: 3/11
Luftfeuchte: 81%
Sonnenaufgang: 06:01 | Sonnenuntergang: 21:24
Wind: 0- 1 Bft überwiegend S rückdrehend
3. Seetag | Montag 07.08.2023
ɸ 52° 51' 546'' N ʎ 005° 41' 999'' E Binnenhafen Stavoren
Die Wetterberichte hatten Recht. Es bläst ein konstanter Wind von > 6 Bft. und entsprechend sind die Wellen.
Wir beschließen einen Landtag einzulegen, gut essen zu gehen, unsere Vorräte aufzufüllen und das Städtchen etwas zu erkunden.
Auffallend bei den Häusern in vielen Ortschaften ist, dass die Wände, je weiter man nach oben kommt, scheinbar in die Straße hineinragen. Die Niederländer müssen großes Vertrauen in ihre Architekten und Deichbauer haben.
4. Seetag | Dienstag 0808.2023
ɸ 52° 51' 546'' N ʎ 005° 41' 999'' E immer noch Binnenhafen Stavoren
Daten aus der Wetter-Vorhersage
Temperaturen: 17° bis 19° C
Luftdruck: 1012 tendenz fallend auf 1010 - jedoch in 12 Stunden
Luftfeuchte: 81%
Wind: 4 Bft. W, im tagesverlauf auf 6 Bft. ansteigend (ca. 14:00) danach wieder abfallend auf 4 Bft.
Welle: 0,3 bis 0,5 W. Nun ja Josef, irgendwann ist jede Glückstähne vorbei
Im Logbuch ist anekdotisch nachzulesen: "Am Vorabend leiden einzelne Crewmitglieder unter dem Verlust der Muttersprache."
Das lassen wir mal so im Raum, dem Logbuch und hier auf der Homepage stehen.
Heute soll es nach Enkhuizen gehen, das Stefan noch von einer Yachtüberführung zu kennen glaubt.
Außerdem versucht er sich heute mal in der berühmten Glaskugel-Navigation und misst aus der Seekarte eine Distanz von ~ 12 sm. Die Durschnittsgeschwindigkeit ermittelt er aus der Glaskugel mit 5 kn und errechnet so 2,5 Stunden Reisezeit. Vorsorglich haut er noch 30 Minuten drauf und brieft die Crew, dass wir bei einem Start um 11:00 Uhr gegen 14:00 Uhr in Enkhuizen sein werden. Seltsamerweise erntet er für diese mathematische Meisterleistung nicht den Beifall, den er verdient hätte.
Wir kommen sozusagen punktgenau um 13:45 am Ziel an. Danach herrscht Crew-Rest.
Insgesamt haben wir bis jetzt 34 sm zurückgelegt, davon 20 unter Segel.
5. Seetag | Mittwoch 0908.2023
ɸ 52° 46' 2247'' N ʎ 005° 06' 3657'' E Medemblik
Daten aus der Vorhersage
Temperaturen: 15° bis 18° C
UV-Index: k.A.
Luftfeuchte: k.A.
Wind: 3 - 4 Bft überwiegend W, Tendenz rechtsdrehend
Welle: 0,2 W
Regenwahrscheinlichkeit: gering
Luftdruck: 1011 hPa bis 1019 im Tagesverlauf
Notizen aus dem Logbuch:
Ein Desertteller Bruch
Dezenter Wassereinbruch im Motorraum, Stopfbuchse und Wasserstand sollte kontrolliert werden.
Top-Speed an diesem Tag 7,6 kn lt. Logge - gefahren von Josef. Außerdem haben wir an diesem Tag das bisher beste Segel/Motorverhältnis von 15:1.
Die Stege in Medemblik sind sehr tief weswegen wir die Fender tifer hängen. Auch hier legt Stefan rückwärts an.
Das Etmal beträgt 16 sm. In Summe sind wir nun bei exakt 50 sm, davon 35 unter Segel.
6. Seetag | Donnerstag 10.08.2023
ɸ 52° 51' 546'' N ʎ 005° 41' 999'' E Lemmer
Ja, schon wieder Lemmer, denn bei Wassereinbruch im Motorraum halten wir das für angebracht.
Dieses Bild ist chonologisch nicht 100% korrekt, da es uns beim Verlassen des, der Marina Lemmer, vorgelagerten Kanals zeigt. Aber das merkt ja niemand.
Daten aus der Vorhersage
Temperaturen: 16° C (gefühlt wie 14° C)
UV-Index: k.A.
Luftfeuchte: k.A.
Wind: 1 - 3 Bft NW rechtsdrehend über W nach SW
Welle: 0,1 NW rückdrehend
Regenwahrscheinlichkeit: gering
Bewölkung: 6/8
Luftdruck: 1020 konstant
Sonnenaufgang: 06:12 | Sonnenuntergang 21:16
Alter der Gezeit: Mitzeit | Mond abnehmend
Auch heute versucht sich Stefan wieder in der hohen Kunst der Glaskugelnavigation. Für die 23 sm berechnet er (sehr genau) eine Reisezeit zwischen 5 und 9 Stunden. (Na und, wenn die Glaskugel eben nicht genauer ist.) Die ETA prognostiziert er zwischen 15:00 und 17:00 Uhr.
Erstaunlicherweise legen wir um 17:15 an.
Anmerkung der "Redaktion": Das ist kein Sonnenaufgang.
Das Anlegemanöver wird heute eigenverantwortlich von Josef geplant, besprochen und gefahren. Mit Art und Ausführung waren wir alle sehr zufrieden. Allerdings musste er nun über den Bug das Boot verlassen. Da wir am Abend niemanden mehr aus der Technik erreichten, gingen wir lecker essen und verschoben den Termin zur Ursachenforschung unseres Wassereinbruchs auf Freitag. So tragisch war es ja nicht. Noch waren die Bodenbretter da wo sie hingehören.
Unsere Tagesstrecke belief sich auf 23 sm, davon 17 unter Segeln.
Unsere vorläufige Bilanz lag bei 52 Segel-Seemeilen und 21 Seemeilen unter Maschine was für uns okay war.
7. Seetag | Freitag 11.08.2023
ɸ 52° 51' 546'' N ʎ 005° 41' 999'' E Enkhuizen
Enkhuizen gehört von den schnuckeligen Städtchen zu den besonders reizvollen. Aber das muss jeder für sich entscheiden. Vielleicht lag es bei uns auch nur daran, dass uns die Sonne den ganzen Tag verwöhnte und wir im Städtchen gleich zweimal einkehrten. Einmal für Kaffee und Kuchen und zu vorgerückter Stunde zum Essen.
Aber erst einmal die Wetterdaten
Temperaturen: 17° bis 25° C
UV-Index: 6/11
Luftfeuchte: k.A.
Wind: konstante 3 Bft S rechtsdrehend
Welle: 0,1 NW rückdrehend
Regenwahrscheinlichkeit: gering
Bewölkung: 1/8
Sonnenaufgang: 06:11 | Sonnenuntergang 21:12
Die Distanz nach Enkhuizen lt. Seekarte beträgt runde 18 sm und wir rechnen mit 4 - 5 Stunden Fahrzeit da wir heute nicht einfach von A nach B wollen sondern auch unserem Auftrag als Ausbilder gerecht werden möchten.
Um 10 Uhr verlassen wir Lemmer. Hermann - angespornt von Josefs Anlegemanöver am Vortag - übernimmt im geschützen, nahezu windstillen Bereich der Marina das Ablegemanöver und meistert dies mit Bravour. Um 10:50 sind wir in der Schleuse. Hier hat wieder Josef das Sagen. Seine Lernkurve zeigt steil nach oben. Wenn da bloß diese Wellen nicht wären.
11:20 werden die Segel gesetzt und einmal ganz gemächlich mit der Wende als erstes Segelmanöver begonnen.
Unterwegs sichten wir viele - für das IJsselmeer typischen - Plattbodenschiffe.
Stefan besteht darauf, dass Hermann und Josef auch gleich die Wende mit backstehender Fock kennenlernen. Sie erkennen schnell den Vorteil dieses Manövers da das Schiff, obwohl es mit dem Bug durch den Wind geht, zu keiner Zeit auf Windunterstützung verzichten muss. Bei der lehrbuchmäßigen Wende muss man schon etwas Schwung mitbringen um in der Wende nicht zu "verhungern". Lektion gelernt und Spaß hat es auch noch gemacht. So solls sein.
Um 18:35 legen wir in Enkhuizen an. Enkhuizen bietet insgesamt 5 Marinas. Wir hatten uns u.a. wegen der Wassertiefe von > 2,5 m für den Krabbenhafen Buyshaven entschieden und legten dort am Liegeplatz R10 an. Da dieser Hafen im Vergleich zu den anderen Marinas sehr groß ist, legt man dort längsseits an einem langen Steg vor der Schiffstankstelle an, meldet sich beim Hafenmeister und bekommt einen passenden Liegeplatz zugeteillt. Das hat zwar Vorteile, aber unsere vorausschauende Planung die kurze Wege zum Hafenmeister und den Waschräumen beinhaltet wurde über den Haufen geworfen. Die Strecke zu den Toiletten war doch recht weit so das man schon zeitig starten musste wenn man das Bedürfnis verspürte die Stoffwechselendprodukte zu entsorgen.
Am Abend hatten wir dann 24 sm statt 18 sm hinter uns gebracht.
Tagesstrecke total: 24 sm
Unter Segel: 19 sm
Unter Maschine: 5 sm bei 1,75 Motorstunden
Gesamtstrecke unseres bisherigen Törns: 97 sm
8. Seetag ist ein Landtag| Samstag 12.08.2023
ɸ 52° 51' 546'' N ʎ 005° 41' 999'' E Enkhuizen
Wir haben beschlossen Enkhuizen noch etwas näher kennen zu lernen weswegen wir für diesen Tag keinen Wetterbericht einholen. Das es ein schöner Tag werden wird sehen wir auch so und das soll erst einmal reichen.
Wir flanieren durch das Städtchen und genießen neben der Sonne auch an einem Stadttor leckeren Kaffee und Kuchen.
Zur vollen und halben Stunde schlägt das Glockenspiel (Carillon) des Drommedaris verschiedene Weisen und wir sind erstaunt, wie schnell schon wieder eine halbe Stunde vergangen ist.
Im Gegensatz zu den Möven an Nord- und Ostsee hat es hier Vögel, die sich darauf spezialisiert haben den Tisch gerade gegangener Gäste zu "plündern". Offene Zuckertüten die nur halb geleert wurden scheinen ganz besonders hoch im Kurs zu stehen.
In Medemblik konnten wir beobachten, wie ein Vogel wartete, bis ein Radfahrer mit Einkaufskorb auf dem Gepäckträger sein Rad vor einem Supermarkt abstellte und sich dann daran machte das Toastbrot aus dem Einkaufskorb zu klauen. Mit geübter Routine hatte er mit wenigen Schnabelhieben die Umverpackung geknackt und gelangte so an "sein" Toastbrot.
Die Zeit beim Bummeln verging schnell. Wenn Männer shoppen gehen kommt ja in der Regel auch nichts dabei raus. Wir gucken hier und da, bestaunen den einen oder anderen Artikel nur um nach kurzem Überlegen zum Schluss zu kommen, dass man das nicht braucht.
Ganz anders sieht das dann aus, als wir zu vorgerückter Stunde an dem Lokal vorbei kommen in dem wir schon Kaffee und Kuchen hatten. Da waren wir uns sehr schnell einig, dass wir, sofern wir einen Tisch ergattern können, durchaus schon mal ein kühles Getränk zu uns nehmen und dann ggf. auch noch was essen können. Es muss ja auch keine Kleinigkeit sein.
Wir bestellen 3 Bier und einen Aperol Spritz, riskieren einen Blick in die Speisenkarte und ordern erst mal eine gemeinsame Vorspeise. Irgendwas landestypisches von dem Karsten, der mal einige Zeit in den Niederlanden arbeitete, behauptete, dass das sehr gut schmecken würde. Tat es dann auch.
Bei der Nachbestellung des Aperols kam es dann zu Komplikationen die hier nur schwer beschrieben werden können. Ursächlich hierfür war, dass Stefan auf dem Rückweg von der Toilette im Restaurant noch einen Aperol bestellte und versehentlich die falsche Tischnummer angab. Er korrigierte das später zwar noch, das Personal war sich aber scheinbar der Bedeutung nicht bewusst, denn dieser Aperol wurde nicht umgebongt und uns somit nie berechnet. Und dies obwohl wir mehr als einmal darauf hingewiesen haben. Nun gut, bei unserem Umsatz wird das Lokal den Verlust verkraftet haben.
9. Seetag | Sonntag 13.08.2023
ɸ 52° 51' 546'' N ʎ 005° 41' 999'' E wieder Lemmer
Wetterdaten:
Temperaturen: 20° C
UV-Index: 4/11
Wind: 4 Bft. SW
Welle: 0,2 - 0,3 SW
Regenwahrscheinlichkeit: 54%
Bewölkung: 6/8
Luftdruck: 1015 konstant
Sonnenaufgang: 06:16 | Sonnenuntergang 21:09
Die Wasserpumpe an Bord zwingt uns wieder nach Lemmer zu segeln und den Motorraum erneut abpumpen zu lassen.
In der Schleuse herrscht heute (Sonntag) hochbetrieb, so dass die Boote im Päckchen festmachen. Scheinbar haben alle Zeitdruck und müssen schnell nachhause. So erklären wir uns jedenfalls ein rücksichtsloses Überholmanöver durch ein Motorboot bei der Einfahrt in die Schleuse. Dieses Manöver erschwert unser eigenes Einlaufen und Festmachen in der Schleuse an sich und bringt dem Rowdy keinen nennenswerten Vorteil, denn so ist er in der Schleuse direkt vor uns. Josef hat die Situation jedoch gut gemeistert und damit sollte es auch für uns gut sein.
Am Abend in der Marina Lemmer kommen wir nicht umhin mitzubekommen, dass die Crew des Nachbarschiffs technische Probleme mit ihrem Herd hat. Zunächst denken alle noch an einen Bedienfehler, dann an eine leere Gasflasche doch das lässt sich schnell als Ursache ausschließen.
Wir geben ihnen sogar zu Testzwecken unsere Gasflasche. Jedoch ohne Erfolg.
Wirklich schade, denn man wollte sich an diesem Abend selbst verpflegen und Reste vom Vortag essen. Kurzerhand haben wir diese Reste dann bei uns an Bord aufgewärmt wofür man sich anschließend mit 4 Dosen Bier und netter Gesellschaft an Bord bedankte.
Nicht, dass es uns sonst langweilig geworden wäre mit unserem Männerhaufen. Aber mal bei angenehmen abendlichen Temperaturen zu 8 im Cockpit zu plaudern war abwechslungsreich und nett.
Segeltechnisch gab es an diesem Tag keine Überraschungen. Wir legten um 10:00 Uhr in Enkhuizen ab, setzten 18 Minuten später Groß und Fock bis wir gegen 13:10 kurz vor der Schleuse waren.
Die Tagesetappe betrug 21 sm wovon wir 18 sm mit reiner Wind- und Willenskraft zurück legten. Wobei wir anerkennen müssen, dass hier die konstanten 4 Bft. Wind wohl ausschlaggebend waren.
10. Seetag | Montag 14.08.2023
ɸ 52° 51' 546'' N ʎ 005° 41' 999'' E Binnenhafen Stavoren
Und wieder geht es nach Stavoren. Die 16 sm sollten auch bei moderatem Wind in 4 - 5 Stunden zu machen sein. Wir haben uns ja inzwischen damit abgefunden, dass wir meist zwischen 3 und 4 kn Fahrt machen.
Auch in Stavoren gibt es viel zu sehen. So zum Beispiel eine sehr pragmatische Lösung in Sachen Tankstelle. Hier wurde in Ufernähe eine kombinierte Tankstelle für Autos und Schiffe betrieben. Also gibt es hier auch keinen Schiffsdieselaufschlag wie an Schiffstankstellen an der Ostsee. Allerdings muss man hier auch feststellen, dass diese Tankstelle eben auch nicht ausschließlich für Schiffe gebaut wurde.
Wetterdaten lt. Windfinder:
Temperaturen: 16° - 20° C
UV-Index: 5/11
Wind: 2 - 3 Bft. S
Welle: 0,1 S
Luftfeuchtigkeit: 66%
Bewölkung: 5/8 tatsächlich war es dann 2/8
Luftdruck: 1012 konstant
Sonnenaufgang: 06:16 | Sonnenuntergang 21:06
Bewölkung: Zirren (wie sagt man doch so schön? "Bei Frauen und Zirren, da kann man sich irren")
Leider traf die Vorhersage so gar nicht zu. Wir hatten keinen Wind und sind die komplette Strecke motort ,was unsere Segel-/Motorbilanz schwer getroffen hat. 4 Motorstunden mussten wir im Logbuch vermerken.
Gesamtstrecke: 133 sm
Strecke unter Segel: 89 sm
Strecke unter Motor: 44
Wir beschließen heute mal im Supermarkt einzukaufen und finden als Sonderangebot TK-Pizza. Okay, dass ist jetzt nicht das was wir die ganzen Tage in den besuchten Restaurants bekommen haben und sicher auch nicht besonders ausgewogene oder gesunde Ernährung ,zumal wir auf einen ergänzenden Salat verzichten, aber einmal wird's schon gehen und entlastet natürlich die Bordkasse.
Die Qualität in den besuchten Restaurants war ausnahmslos gut, das Preisniveau war aber auch nicht von schlechten Eltern. Auf dem Weg zum Supermarkt stellen wir fest, dass man dort auch direkt mit dem Boot hätte anlegen können und wir bewundern einige Häuser mit Garten, die direkt vor ihrem Garten eine Segelyacht liegen haben. Leben am und mit dem Wasser. Einfach nur toll.
Bevor wir einkaufen gehen muss Josef noch Enten streicheln, was erwartungsgemäß misslingt. Da unser Sparplan mit der TK-Pizza unsere Bordkasse gewaltig entlastet entscheiden wir uns noch spontan zum Kauf eines Sechserpacks Magnum. Und weil wir nur zu viert sind und es zu warm ist als das die übrigen Magnum den langen Weg zum Schiff unbeschadet überstanden hätten, opfern sich Karsten und Hermann und essen jeder noch ein zweites Magnum. Wohl bekomms.
11. Seetag | Dienstag 15.08.2023
ɸ 52° 51' 546'' N ʎ 005° 41' 999'' E Lemmer
Es geht langsam auf's Ende zu obwohl wir mit heute noch drei Tage vor uns haben. Wir haben jedoch intern besprochen, dass wir verstärkt Manöver üben möchten, damit Josef und Hermann im nächsten Jahr auch mal selbstständig Manöver fahren können. Je mehr das können umso entspannter ist das.
Außerdem sparen wir uns natürlich im Heimathafen die Liegegebühren. Auch wenn es bei den hiesigen Liegegebühren da nun wirklich nicht drauf ankommt fühlen wir uns in unserem Lokal De Markol willkommen. Die Speisen sind wirklich lecker und das Angebot abwechslungsreich. Und außerdem sind wir in Lemmer gaaanz nahe am Service falls mal wieder der Motorraum ausgepumpt werden muss.
Obligatorisch holen wir die Wetterdaten bei Windfinder und Grib ein:
Temperaturen: 19° - 20° C
UV-Index: 6/11
Wind: 3 - 4 Bft. W / SW
Welle: 0,1 - 0,2 S
Luftfeuchtigkeit: 73%
Bewölkung: 2/8
Luftdruck: 1018 konstant
Sonnenaufgang: 06:19 | Sonnenuntergang 21:05 - ja die Tage werden kürzer
Die Strecke kennen wir inzwischen ja schon beinahe im Schlaf und auch das Schleusen stellt uns im Normalfall vor keine unlösbare Aufgabe. Heute soll es allerdings anders kommen. Schon beim Anlegen vor der Schleuse kommt ein Skipper auf uns zu, bietet seine Hilfe beim Anlegen an und textet dabei Hermann und Josef zu. Einmal davon abgesehen, dass An- und Ablegen inzwischen für alle mehr als Routine ist und wir bei diesen Verhältnissen wirklich auf keinerlei Hilfe angewiesen sind, quatscht der Mann pausenlos auf die beiden ein und macht die richtig kirre. Stefan muss einschreiten und erklärt dem Sportsfreund, dass wir jetzt erst einmal in aller Ruhe - bitte möglichst ohne Fremdbeschallung - anlegen und uns dann sein Anliegen anhören.
Das zeigt Wirkung. Kurz danach haben sich Josef und Hermann wieder gesammelt und wir legen an. Sofort ergießt sich ein neuer Redeschwall über uns. Aufgeregt, zusammenhanglos und kaum nachvollziehbar erklärt uns der Skipper einer Eigneryacht, dass seine Maschine heiß läuft. Einen Kühlwasserdurchlauf können wir nicht feststellen. Also tippen wir auf einen defekten Impeller, was ja der Klassiker ist. In Ermangelung eines Reserveimpellers bitte uns der Skipper uns durch die Schleuse zu ziehen. Nur durch die Schleuse, danach könne er ja wieder segeln. Alle drei verweisen auf die Entscheidungsgewalt des Skippers. Stefan beschließt sich zu helfen und bringt eine Schleppleine aus. Um das Gewicht gleichmäßig auf die Beschläge der Nina zu verteilen bringt er einen Hahnepot an und besteht darauf, dass die Leine beim geschleppten Boot nicht belegt wird, damit diese im Notfall schnell gelöst werden kann.
Als sich die Schleusentore öffnen beginnt der normale Schleusen-Run. Natürlich sind wir mit gut und gerne 3 - 4 Tonnen im Schlepp nicht so schnell wie andere Boote, was prompt das Schleusepersonal dazu ermutigt uns anzufeuern. Nachdem Sie auf die Situation hingewiesen werden, werden Sie ruhiger und ergeben sich ihrem Schicksaal. Für das Einfahren in die Schleuse startet das geschleptte Boot seine Maschine um aufstoppen zu können.
Nachdem wir durch die Schleuse sind und die Schleppverbindung gelöst haben wollen ändert der Kollege seine Plan vom Segeln und bittet (beinahe besteht er schon darauf) noch bis in seine Marina geschleppt zu werden. Wir sehen das als eine Aufgabe guter Seemannschaft an und leisten dieser Bitte folge. Wo Stefan dann allerdings einen Schlußstrich zieht ist an der Stelle, an der unser Sportsfreund darum ersucht noch quasi bis vor die Box in die Marina geschleppt zu werden. Diese 200 m schafft er - ähnlich wie in die Schleuse auch alleine.
Wir bestehen also darauf nun die Verbindung zu lösen und das Boot verlässt uns in Richtung Marina.
Ein "Dankeschön" wäre nett gewesen.
Die ganze Aktion hat uns natürlich Zeit gekostet. Um 17:15 machen wir in Lemmer fest und beschließen beim nächsten Mal entweder auf professionelle Bergehilfe zu verweisen. Außerdem verschieben wir unsere Hafenmaöver auf den nächsten Tag.
12. Seetag | Mittwoch 15.08.2023
ɸ 52° 51' 546'' N ʎ 005° 41' 999'' E Lemmer und immer wieder Lemmer
Heute wollen wir Manöver üben. Da es Enjoy Sailing in Lemmer gibt, ist den Anwohnern und Yachteignern das Bild von übenden Crews vertraut. Hier nimmt niemand ernsthaft Notiz davon, wenn eine Yacht mehrere hundert Meter rückwärts fährt oder in Rückwärtsfahrt nur an Dalben ranfährt ohne in die Box zu fahren. Unser Plan für den Tag sind also Rückwärts fahren, Wenden auf engem Raum und Anlegen in der Box (vorwärts und rückwärts).
Die Wetterdaten notieren wir noch brav im Logbuch, tatsächlich interessiert uns das aber heute nicht. Spannend ist gegen Mittag dann aber doch, dass wir mit unseren komisch anmutenden Übungen doch ganze 7 Seemeilen zurück gelegt haben.
Unsere beiden machen ihre Sache wirklich gut. Sehr schnell verstehen Sie, dass es etwas dauert bis man bei Rückwärtsfahrt überhaupt die Kontrolle über das Schiff bekommt und dass man höllisch aufpassen muss, dass das Ruder nicht querschlägt.
Da wir noch den Wassertank auffüllen und eine Pause machen möchten, fährt Josef das vorerst letzte Manöver. Bislang hat er alle Manöver mit traumwandlerischer Sicherheit gefahren (Lernkurve), doch nun passiert doch ein Malheur.
Durch die Übungen mit dem Rückwärtsfahren hat sich bei ihm scheinbar eingeprägt, dass er zum Aufstoppen Vorwärtsschub geben muss. Was ja in dieser Situation auch stimmt. Nur fährt er um 14:30 vorwärts in die Box. Professionell, gefühlvoll, langsam, alles wie es sein soll. Und dann passiert es. Beim Zeichen zum Aufstoppen gibt er vorwärts Gas. Der Schaden am Steg wird mit 150,00 € beziffert, vor Ort bezahlt und durch die Kautionsversicherung reguliert.
Wir wissen bis heute nicht ob es der Steg war oder Josefs Ego, dass den größeren Schaden davongetragen hat.
13. Seetag | Donnerstag 16.08.2023
ɸ 52° 51' 546'' N ʎ 005° 41' 999'' E Lemmer
Noch einmal üben wir Hafenmanöver und freuen uns auf unseren letzten Restaurantbesucht.
Im Restaurant finden wir noch ein interessantes Rezept.
Der Rest ist Wiederholung und Geschichte. Auch wenn wir auf dieser Reise bei weitem unter unseren Möglichkeiten geblieben sind, haben wir doch in Summe 160 sm zurück gelegt.
100 davon unter Segel. Wir hatten zwei erholsame Wochen mit tollem Wetter und hatten viel Spaß.
Und darauf kommt es ja schließlich an.
Nach dem Törn ist vor dem Törn. Wir denken schon mal darüber nach,q wohin es im nächsten Jahr gehen soll, wie lange wir fahren möchten und wer alles Interesse daran haben könnte bei unserem chaotischen aber liebenswerten Haufen mit dabei zu sein.