Kroatien 2009

Kroatien 2009

Rovinj
45° 04,59' N 013° 38,01' E
Kroatien
1 Woche Segeltörn











































Reisedaten: 24.10.2009 - 01.11.2009
Anreise mit privat gemieteten Kleinbussen und Privat-Pkw. Unsere Reisegruppe bestand aus 27 Personen die auf drei Yachten verteilt 1 Woche Herbsttörn machte. Für einige Teilnehmer stand anschließend die SKS-Schein-Prüfung an.
Kosten: 1 Woche Törn mit anteiliger Anreise ca. 600,00 € pro Person ohne Verpflegung. Für die Bordkasse wurde zusätzlich 200,00 € veranschlagt.
Wer häufig und lieber Restaurants besucht, sollte lieber etwas mehr einplanen.

Die Anreise erfolgte, wie schon beschrieben, mit dem Auto. Wir wählten die Route über Österreich und Slowenien weil diese uns als reizvollere Route empfohlen wurde.

Wenn man allerdings um 20:00 Uhr startet und die Nacht durchfährt, sollte dieser Aspekt bei der Routenplanung eine untergeordnete Rolle spielen.

Die Reisekosten fallen bei einer Besetzung des Reisebusses von 8 Personen mit 48,50 € pro Person für Hin- und Rückfahrt ebenso moderat aus wie der Reisekomfort.  Aber das schreckt Segler ja nicht ab. Schließlich sind wir was das Platzangebot mit 8 Personen auf einer Bavaria 44 angeht schlimmeres gewöhnt. Und außerdem sind wir unterwegs um zu segeln und nicht um Urlaub zu machen.

Lt. Routenplaner brauchen wir für die knappen 1000 km 9 Stunden und 45 Minuten was natürlich reine Fahrzeit ist. Tatsächlich waren wir bei gemütlicher Fahrweise, Tankstopps und Fahrerwechsel mit ausgiebigen Kaffeepausen knappe 12 Stunden unterwegs und somit um 8:00 Uhr früh am Morgen in der Marina.
Viel zu früh um die Schiffe zu übernehmen aber rechtzeitig genug um sich um den Proviant für die nächsten Tage zu kümmern.

Um 12:00 Uhr Mittags dann konnten die Schiffe übernommen werden. Nachdem die Ausrüstung kontrolliert, Segel und Sicherheitsausrüstung gecheckt waren, wurde die Crew eingewiesen und die Kajüten bezogen.

Nachdem die Einkäufe verstaut und die Nachzügler (Anreise mit Privat-Pkw) eingetroffen waren, konnte am frühen Nachmittag noch ein erster Ausflug unternommen werden um sich mit dem Schiff näher vertraut zu machen und die ersten Manöver zu üben.


Zu den Schiffen:
Die Bavaria 44 und Bavaria 46 sind unter dem Gesichtspunkt des Chartertouristen weitestgehend vergleichbar, weisen jedoch im Detail schon Unterschiede auf, die erwähnenswert sind. Ein wesentlicher Unterschied ist die Ein- bzw. Zweiradsteuerung. Die Bavaria 46 hat eine mittschiffs liegende Einradsteuerung, die Bavaria 44 verfügt über zwei Steuerräder. Durch die beiden Steuerräder entsteht mittschiffs ein freier Weg (Durchgang) der beim Von Bordgehen oder An Bordgehen sowie bei Proviant laden von Vorteil ist. Darüber hinaus bieten zwei Steuerräder bei den - speziell unter Berücksichtigung der bei der SKS-Prüfung  - geprüften Manöver den besseren Überblick in den einzelnen Situationen. Der Rudergänger sieht sowohl beim Boje über Bord Manöver als auch beim seitlichen Anlegemanöver mehr und kann das Schiff sicherer manövrieren.

Ein seltenes Glückgefühl für die Crew des zweiten Schiffs.
Das habt ihr richtig gut gemacht. Herzlichen Glückwunsch.

​Das Platzangebot an Deck war oder ist hinsichtlich der tatsächlichen Fläche auf der Bavaria 46 größer, die Aufteilung und die an Deck zurückzulegenden Wege und somit die freizuhaltenden Flächen schränken dies auf der Bavaria 46 jedoch wieder ein. Unterm Strich fühlte sich die Crew der Bavaria 44 diesen Punkt betreffend klar im Vorteil.

Unter Deck sah dies anders aus. Hier punktet die Bavaria 46 die LüA gerade einmal 25 cm länger und 10 cm breiter ist durch ihr Platzangebot das besonders deutlich im Salon zum Ausdruck kommt. Wir "44er" trösten uns damit, dass wir ohnehin die meiste Zeit an Deck sind.

Die Segelfläche beider Bavarias liegt mit 100 qm (Bavaria 44) bzw. 104 qm (Bavaria 46) so dicht beieinander, dass es für uns keine Rolle spielte. Nachdem es, wie ich erfahren durfte, jedoch kaum eine Begegnung unter Seglern gibt, die nicht in irgendeiner Form den Regattagedanken aufkeimen lässt, mögen dem Taktiker die 4 zusätzlichen Quadratmeter willkommen sein. Um dies zu beurteilen fehlt mir die Erfahrung.

Für stärkere Windstärken, die wir durchaus während unserer Woche hatten, war unter dem Regattagedanken die größere Genuafläche der Bavaria 44 scheinbar von Vorteil, denn - einmal die Herausforderung angenommen - hatten wir bis auf eine einzige Ausnahme stets die Nase deutlich vorne und das obwohl wir - meine Person inbegriffen - eine große Anzahl unerfahrener Rudergänger hatten, ohne die unser Vorsprung meist noch sehr viel klarer ausgefallen wäre.
Ob nun jedoch die einzelnen Manöver, die Taktik (Höhe oder Geschwindigkeit), Segeltrimm/Mannschaftsdrill oder einfach nur das berühmte Quäntchen Glück die meisten Manöver für uns entschieden, mag dahin gestellt sein, schließlich hatten wir uns nicht zum Regattasegeln eingetroffen sondern um Segelerfahrung zu sammeln.

Die Ausstattung mit Kochgeschirr, Navigationseinrichtung und Funk war weitestgehend identisch. Bedenkt man jedoch, dass es ausgerechnet in Kroatien strenge Vorschriften bzgl. Funk (Funkbetriebszeugnis) gibt, war es schon sehr ernüchternd, dass beide relativ neuen Schiffe mit einfachsten Funkgeräten ohne DSC ausgestattet waren, was dann auch das Fehlen der Betriebsanleitung der Funkgeräte erklärt (im NONGMDSS-Verfahren) nicht notwendig.
Ebenfalls verwunderlich war, dass es für keines der Schiffe eine Steuertabelle gab. Vermutlich vertritt man hier die Meinung, dass man im küstennahen Bereich ohnehin immer ausreichend Sichtkontakt und Koppelmöglichkeiten hat um den Standort häufiger mal zu kontrollieren. Das Erstellen einer eigenen Steuertabelle wäre hier vielleicht eine interessante Übung gewesen.

Törn:
25.10.2009 | Sonntag

Um 1613 UTC legten wir in Losinjska
(44°32,63' N  014°27,64' E) an und nahmen unseren ersten Anleger zu uns.
Tagesstrecke: 37,0 sm davon 9,9 sm unter Maschine
Besondere Eintragungen im Logbuch:
Einladung.​

Sonntags legen wir um 0916 UTC in Pula (44°52,40' N  013°50,70' E) ab.

Unser Kompasskurs beträgt 150° später 110° MgK. Bei mäßigem Wind aus NNE später N mit einer Stärke von 2 Bft. Gegen Nachmittag zunächst totale Flaute gefolgt von mäßigem Wind in Spitzen bis 3 Bft. Aufgrund des schwachen Windes üben wir bis zum Eintreten der Flaute um 1345 UTC  (LOG 25.1) keine Manöver. Nach einer Kursänderung auf 70° MgK  und 3 sm unter Maschine bekamen wir am Nachmittag wieder etwas Wind der Stärke 3 und begannen damit Segelmanöver zu üben. Schließlich war unser Törn ein SKS-Übungstörn. Aus sicherer Entfernung werden diese Übungen von einer Gruppe Delphine beobachtet was auch für uns ein besonderes Erlebnis ist.
Die Temperaturen an diesem Tag waren mit ca. 23° - 27°C durchaus noch sommerlich.

26.10.2009 | Montag
Kaum zu glauben was eine 8-köpfige Crew an zwei Tagen wegputzen kann. Trotz unserer Einladung zu Coq au vin (ihr kocht besser als ihr segelt :-)) sahen wir uns veranlasst, erst mal wieder Proviant zu beschaffen was unsere Start für den zweiten Tag auf 1105 UTC mit dem Ziel Pomer hinauszögerte.
Bei wolkenlosem sonnigen Wetter hatten wir schwachen Wind von max. 2 Bft.
Unser Ziel erreichten wir nach 29,7 sm um 1645 UTC unser Ziel Pomer (44°49,32' N 013° 54,23' E).
Von dieser Strecke legten wir bedauerlicherweise 14 sm unter Maschine zurück.
In Abstimmung mit der Coq au vin-Crew änderten wir unseren Plan und beschlossen am 27.10.2009 wieder in Richtung Norden zu segeln, was sich als eine gute Entscheidung erwies.

Besonderes Highlight an diesem Tag war, dass wir ein paar Minuten von einer Delphingruppe begleitet wurden. Nicht gerade so nahe und spektakulär wie man dies aus der Tierberichterstattung von Jacques Guston her kennt aber dennoch ein einer Entfernung, aus der es uns möglich war, mehr als die Rückenflosse zu erkennen (ca. 25 - 40 m).

Leben an Bord (1):
Bevor hier nun aber Tag für Tag mit Reiseziel, Wetterdaten und zurückgelegten Strecken gearbeitet und somit jeder Leser verschreckt wird, soll an dieser Stelle zwischendurch auch mal was zum Leben an Bord und der Crew berichtet werden. Mit Ausnahme von Benjamin und Arne sowie des Skippers Wolfgang und des Bootsmanns Jürgen kannten sich die Crewmitglieder vor der Reise nicht.  Wir waren also ein bunt zusammengewürfelter Männerhaufen im Alter zwischen 27 und 76 Jahren mit völlig unterschiedlichen Kenntnisständen.

Skipper und Bootsmann sind beides erfahrene Skipper mit SHS-Schein, drei SKSler, ein Prüfling SKS und zwei Mitsegler die erst 2010 den SKS-Schein machen wollen, wobei einer hiervon bereits auf der Alexander von Humboldt mitsegeln konnten und von dieser Fahrt Interessantes zu berichten wusste. Unser Schiff war somit ein "Männerhaushalt" und wie in jedem "Haushalt" gilt es auch oder gerade auf einem Schiff, dass jeder mit anpackt.
Unser Skipper war nicht nur Skipper sondern ließ es sich auch nicht nehmen für die gesamte Crew zu kochen. Und das was er kochte waren keine Dosen- oder Fertiggerichte und schmeckte ausnahmslos lecker. Die weiteren Aufgaben wie Einkaufen, Abwasch, Klar Schiff machen etc. waren so geregelt, dass jeder mal dran kommen sollte. Und spätestens hier wird klar, dass es auch in dieser Gruppe - wie in jeder anderen Gruppe auch - eine Person gab, die der Ansicht war, dass sie dies alles überhaupt nichts angeht. Für mich war es eine interessante Erfahrung mitzuerleben, wie sich diese eine Person selbst zunehmend in Abseits beförderte und die Unmutsäußerungen der restlichen Crew von Tag zu Tag lauter wurden bis es beinahe zu einem sehr unschönen Konflikt gekommen wäre.

Wäre diese Person unser Skipper gewesen oder dessen "Günstling" gewesen, hätte ich an dieser Stelle die Feststellung treffen können "Ich weiß nun, wie eine Meuterei entsteht". Bevor jedoch die Angelegenheit zu eskalieren drohte, wurde diese vom Bootsmann in einem Einzelgespräch entschärft. Die Lehre, die der Rest der Mannschaft aus dem Verlauf ziehen konnte war die, dass tatsächlich alle Aufgaben an Bord vor Reiseantritt eindeutig besprochen und geregelt werden müssen.

Es mag typisch deutsch klingen, dass jede Aufgabe irgendwie geregelt sein muss aber anders scheint es in der Gruppe nur dann zu funktionieren, wenn die Gruppe ohnehin ein eingespieltes Team ist und jeder mit anpackt oder aber es dem Rest der Gruppe für die Dauer eines Törns egal ist, wenn sich eine Person so rein gar nicht in die Gruppe integriert und sozial engagiert oder anders ausgedrückt einfach nur eine faule Sau (sorry, manche Dinge lassen sich nicht beschönigen)  ist.

Törn:
27.10.2009 | Dienstag

Endlich Wind, was sich in 30,8 sm unter Segel bei einem Tagesstrecke von 32,7 sm niederschlägt. Natürlich sind 4 oder 5 Bft. auch keine Windverhältnisse um an Deck gemütlich Kaffee zu trinken aber genau das Richtige um die Flautenschieberstrecke des Vortags und die grauen Gedanken wegzupusten.
Unseren Zielhafen Rovinji (45° 04,59' N 013° 38,01' E) erreichen wir an diesem Tag um 1500 UTC nachdem wir am Morgen um 0945 UTC in Pomer ausgelaufen sind.
Vorher haben wir noch im Hafen An- und Ablegen geübt. Endlich konnte ich mal das bisher nur aus Büchern bekannte Eindampfen in die Vorspring nicht nur sehen sondern das Manöver selbst fahren.
Wir verließen die Bucht mit einem Kurs von 120° (MgK) um 0945 den wir um 1015 UTC auf 200° und um 1020 UTC auf 260° änderten um mehr Höhe zu machen. Von 1040 UTC bis 1340 UTC konnten wir Hoch am Wind max. 330° Kurs segeln. Ab 1340 UTC war dann sogar Kurs Nord (0°) möglich.
Da wir richtig gut voran gekommen waren, konnten wir ca. 1 sm vor Rovinji noch 1,5 Stunden Boje über Bord Manöver unter Segel und unter Motor üben. Den Anleger im schönsten Hafen und Hafenstadt unseres Wochentörns konnten wir um kurz nach 15:00 Uhr genießen.

Auch wenn es hier noch so aussieht, als hätte Team Coq au vin auch an diese Tag das Nachsehen, erwies sich am diesem Dienstag die Strategie Geschwindigkeit statt Höhe am Ende als die geeignete Maßnahme. Unglücklicherweise hatten wir unsere "moralische Pflicht" der Gegeneinladung noch offen und es sollte sich bewahrheiten, dass uns dieses einmalig geglückte taktische Bravourstück noch lange als eine Lektion "verkauft" werden sollte, die wir - wenn man nur wolle - jederzeit wiederholen könne.

 ... wie bereits mehrfach geschrieben, ein seltenes Glücksgefühl eben.

Leben an Bord (2):
Sehr schnell bildeten sich Teams heraus. Teams für Segelmanöver, Teams zum Kochen, zum Anlegen, für den Abwasch, den Einkauf, Teams für den Nachtisch (aufgeteilt in Herstellung und Verzehr), den Kaffee, die Sicherheit an Bord.
Teams um Lehrstoff zu vermitteln oder gelerntes zu vertiefen.

So war jeden Tag ein anderes Crewmitglied mal Rudergänger, mal Navigator ein anderes Mal für die Anmeldung beim Hafenmeister oder einfach nur für die Müllentsorgung zuständig. Alle - bis auf einen. Aber das hatten wir ja bereits.
Unser Tagesablauf gliederte sich so, dass wir jeweils am Vorabend mit der Coq au vin-Crew das Wunschtagesziel für den nächsten Tag besprachen. Der Tagesablauf selbst begann, da wir keine Nacht auf See blieben, mit einer komfortablen Dusche in sehr gepflegten Marinas. Entsprechend den Wettervorhersagen und dem sich abzeichnenden Wetter wurde dann der Tagestörn mit dem zweiten Schiff abgestimmt und nach einem ausgiebigen Frühstück sowie den Reinenmachearbeiten, die Fahrt begonnen.

Wenn kein gut geplanter jedoch schlecht koordinierter Einkauf anstand (Männer sind ja so ungeübt in solchen Angelegenheiten, überlassen aber Frauen wegen Ihres Machogehabes hier auch nicht die Führung), waren wir meist kurz nach 9:00Uhr unterwegs zu neuen Gefilden.

28.10.2009 | Mittwoch
An diesem Mittwoch war Rovinji (45° 04,59' N 013° 38,01' E) Start und Ziel. Den kompletten Tag haben wir in Hinblick auf die bevorstehende Prüfung Manöver geübt. An- und Ablegen an der Kaimauer, im Fischerhafen, An- und Ablegen mit Mooring. Wenden auf engem Raum.

Wir legten nach einem ausgiebigen Einkaufsbummel erst um 1045 UTC ab und waren bereits um 1545 UTC wieder im Hafen Rovinji. Nachdem feststand, mit welchem Schiff die Prüfung gemacht werden sollte, wurde unserem Prüfling nun noch die Möglichkeit geboten, auf der Bavaria 46 zu üben.
Der Rest hatte noch die Einladung für die Coq au vin-Crew für den Donnerstag zu besprechen. Als Neuling auf einer Yacht wie der Bavaria 44 fand ich es beim Essen bereits mit 8 Personen reichlich eng und ich fragte mich, wie das erst mit 16 Personen an Bord ablaufen soll, aber irgendwie hat das die andere Crew ja auch hinbekommen (wenn mich da nur der reichlich genossene Wein  in meinem Erinnerungsvermögen vollends im Stich gelassen hätte).

An diesem Tag schafften wir aufgrund der ewigen Mann-über-Bord-Manöver mit Halse, Q-Wende, Münchner Manöver Mittagspause unter Beilieger gerade mal 14,5 sm wobei wir bei aufkommendem Wind in den Hafen einliefen anstatt noch ein oder zwei Stunden zu kreuzen.
Aufgrund einer feuchtfröhlichen Wette der beiden Skipper vom Vorabend, die einen Tampenweitwurf-Wettbewerb vereinbarten, wurden wir stattdessen in der Marina in die hohen Kunst des Tampenweitwurfs eingewiesen.

Um das Ergebnis vorwegzunehmen. Der Wettkampf wurde am Abreisetag in der Marina in Pula ausgetragen und - ich gebe es nur ungern zu - eindrucksvoll von der gegnerischen Mannschaft gewonnen. (Kochen und Taue werfen können sie eben besser als Segeln.) Im Nachhinein stelle ich mir die Frage: "Warum haben eigentlich unsere beiden Skipper nicht an dem sportlichen Event teilgenommen?" Ein Schelm, wer übles denkt. Wir brauchten ja auch zwei Unparteiische und wer könnte diese Posten besser ausfüllen als die beiden parteiischsten Juroren, die man sich denken kann. Spaßig war's dennoch.

Leben an Bord (3):
Nach drei Tagen an Bord läuft alles etwas routinierter. Man arbeitet inzwischen Hand in Hand und es ist nicht mehr zwingend erforderlich allzu viele Worte untereinander zu verlieren.
Langsam beginnt das Schiff bzw. die Crew zu funktionieren. Jeder denkt für den anderen mit, reicht zur richtigen Zeit unaufgefordert die Kurbel, korrigiert die Segelstellung ohne dass vorher minutenlang ein Schlagen zu hören ist, greift beherzt in die Talje um die Patenthalse zu vermeiden oder ein schnelles Dichtholen des Groß zu unterstützen. Peilungen erfolgen nun unaufgefordert immer dann, wenn sich Peilobjekte anbieten und selbstverständlich ließt der Steuermann die Logge ab wenn er den "Navigator of the day" mit dem Peilkompass an Deck ausmacht.
Man hat gelernt, sich mit den Eigenheiten der anderen Crewmitglieder zu arrangieren und stellt fest, dass diese dasselbe mit meinen Macken tun.

Zwei Personen an Bord beobachten diese Entwicklung besonders aufmerksam und schweigsam ohne wahrzunehmen, dass sie in solchen Augenblicken oft selbst beobachtet werden. Skipper und Bootsmann beobachten das Zusammenwachsen der Crew und man sieht ihnen an, dass sie zufrieden sind mit dem was sie sehen. Das Navigationsteam wächst nun auf drei Personen da wir auch einen Mitsegler an Bord haben, der noch keine Navigationskenntnisse hatte. Hier zeigt es sich, dass die Kombination bestehend aus einem "Frischling" der gerade seinen Schein gemacht hat und noch sehr viel Theorie aber kaum praktische Erfahrung hat und einem Praktiker eine gute Mischung ist, jemandem den Einstieg in die Navigation zu ermöglichen.

29.10.2009 | Donnerstag
Heut ist Prüfungstag. Der/die Prüfer lassen ziemlich lange auf sich warten, was die Nervosität der Prüflinge unnötigerweise steigerte. Erst gegen 1030 UTC ging die Fahrt der Bavaria 46 mit gerade einmal 3 Prüflingen an Bord los. Entsprechend schnell waren diese dann auch nach ca. 2 - 2,5 Stunden zurück. Die ausgelassene Stimmung an Bord lies uns schon bei deren Einlaufen vermuten, dass alle Prüflinge bestanden hatten, was dann auch so war.
Nachdem wir bereits zwei Tage in Rovinji verbracht hatten, wollten wir wenigstens diese Nacht in einem anderen Hafen verbringen.
Die unweit gelegene Marina Vrsar (45° 09,00 N 013° 35,83' E) bot sich uns hier an. Um 1445 UTC legten wir also in Rovinji ab und nahmen Kurs auf Vrsar. Da wir für die ca. 8 sm Entfernung bei mäßigem Wind kaum länger als 1,5 Stunden benötigen würden, übten wir an diesem Tag zum wiederholten Mal Wende, Wende, Wende. Um 1700 UTC legten wir in  Vrsar (45° 09,00 N 013° 35,83' E) an.

​Um den Tag angemessen ausklingen zu lassen war für heute der Gegenbesuch geplant und wir mussten uns nun mächtig ins Zeug legen unser "Galamenü" hinzubekommen. Am Vorabend hatten wir uns darauf verständigt, Schnittchen zu machen. Nun galt es, diesen Plan in die Tat umzusetzen.
Um Schnittchen für 16 Personen an Bord einigermaßen ansprechend anbieten zu können wurden kurzerhand die Einlagebretter zweier Kojen zweckentfremdet.

Gemeinsam mit bester Lauen, reichlich Wein, alkoholfreiem und alkoholhaltigen Bier, Slivowitz, Schokoladenpudding als Nachtisch und jeder Menge unterhaltsamer Geschichten unserer beiden Skipper hatten wir einen unterhaltsamen Abend der dadurch seinen Höhepunkt erreichte, dass ein Crewmitglied nach Beendigung der Feier beschloss, das Schiff zu inspizieren und diese Inspektion unfreiwillig auf die Außenbordwand des Schiffs ohne bleibende Blessuren ausdehnte. 

 

Leben an Bord (4):
Der Mensch der mir am nächsten ist, bin ich, ich bin ein Egoist. Nach diesem Motto spitze sich, trotz wachsendem Verständnis für den Rest der Crew untereinander, das Verhältnis zu unserem Außenseiter zu.
Inzwischen drückte sich dieser ganz offen um jede Art der Arbeit an Bord und meinte in weltmännischer Manier und selbstsicherem Gehabe Aufgaben delegieren oder die Qualität der zubereiteten Speisen oder Getränke (Tee, Kaffee) kritisieren zu können. Ein Knistern in der Luft war deutlich spürbar und jeder stellte sich insgeheim die Frage, wann dem ersten der Kragen platzt bzw. ob es uns gelingt, noch drei Tage lang gute Miene zum bösen Spiel zu machen.

Dem mehr als diplomatischen Verhalten unseres Bootsmannes war es zu verdanken, dass die Situation nicht aus dem Ruder lief. In einem Vieraugengespräch gelang es, die Situation so zu lenken, dass XY mit einem blauen Auge in Form einer "Strafarbeit" davon kam. Diplomatisch informierte uns unser Bootsmann, dass es keinesfalls Faulheit sondern ein großes Maß an Unsicherheit und fehlendem Selbstvertrauen sei, dass unseren Mitsegler daran hindere, sich im gleichen Maß einzubringen wie der Rest der Crew. Einsichtig, reumütig und ein Stück weit beschämt über unser Unvermögen dies zeitnah zu erkennen, beschlossen wir, unsere Verfehlung der letzten Tage dahingehend ungeschehen zu machen, indem wir dem Mann unserer Wahl am Großen Abend (Donnerstag 29.10.2009) uneingeschränkt die Spüle und den Abwasch überließen.
Diese Chance der sozialen Rehabilitation wurde "freudig" angenommen.

30.10.2009 | Freitag
Unser heutiger Törn sollte von Vrsar (45° 09,00 N 013° 35,83' E) nach Novigrad (45° 19,14 N 013° 33,69' E) weiter in Richtung Norden führen. Wir hatten besprochen, dass Novigrad für diese Reise der nördlichste Punkt und Ausgangspunkt für die Rückreise nach Pula sein sollte. Bis jetzt hatten wir 124,4 sm zurück gelegt. Am Morgen tankten wir um 1035 UTC 33 l Diesel für die wir unsere letzten Kunas aufgespart hatten. Grundsätzlich konnte man an unseren Reisezielen fast überall mit Euro bezahlen, hatte aber gelegentlich einen ungünstigen Wechselkurs.

Auch an diesem Tag wurden wir von der Sonne mit einem annähernd wolkenlosen, sonnigen Himmel verwöhnt.
Die Wetterprognose für diesen Tag war hinsichtlich der zu erwartenden Windstärken ähnlich unzuverlässig wie an den anderen Tagen (meist wurden stärkere Winde vorhergesagt),  weswegen wir auch an diesem Tag einige Male die Maschine starten mussten.
Wenn dann allerdings Wind kam, entschädigte dieser uns für die kurzfristigen Flauten.
Überhaupt blieben mir von diesem Wochentörn eher die Momente in Erinnerung, in denen wir zwischen 8,3 und 8,7 kn Fahrt machten und den Versuch unternahmen, die Rumpfgeschwindigkeit für den Augenblick eines Fotos zu überschreiten, als die Momente, in denen wir an Deck Kaffee schlürften oder Suppe aßen.

Um 1500 UTC erreichten wir nach wiederholter Übung von Segelmanövern den Hafen von Novigrad und genossen unseren Anleger.
Weitestgehend einstimmig (bei nur einer Enthaltung von der jeder Leser weiß, WER) beschlossen wir für den kommenden Tag die letzte Etappe mit einer Nachtfahrt zu beginnen, was es natürlich entsprechend vorzubereiten galt. Nachdem wir inzwischen fast alle bereits für einen Tag die Navigation übernommen hatten, planten wir nun im Team die Strecke für den kommenden Samstag. Legten unsere Wegpunkte fest, suchten auf der Karte eventuelle Gefahrenstellen, Leuchtfeuer etc.. Am Samstag sollte es um 0500 UTC losgehen. Entsprechend zeitig war an diesem Freitag auch Ruhe an Bord.

Bis hierher hatten wir 139,9 sm zurück gelegt was eigentlich nur für diejenigen unter uns interessant war, die, sofern es keine Statistiker waren, bis zur  SKS-Prüfung 2010 die erforderlichen 300 sm nachweisen können müssen.

Leben an Bord (5):
Weniger das Leben an Bord als das Leben an Land in Istrien bzw. der hier befindlichen Marinas soll Gegenstand dieses Abschnitts sein.

Die Lebenshaltungskosten erschienen mir normal bis günstig. Das mag auch daran liegen, dass wir nicht in Touristenläden sondern am Ort des Geschehens also am Markt, beim Fleischer etc. eingekauft haben - also dort, wo auch die Einheimischen kaufen.

Eine Sprachbarriere gab es hier nicht. Fast jeder sprach oder verstand soviel Deutsch, dass die richtigen Waren den Weg in unsere Einkaufstaschen und Tüten fanden. Aufdringliche Verkaufsgespräche, wie ich sie aus Griechenland oder der Türkei her kenne, fanden hier nicht statt. Ob das am Menschenschlag oder der Nachsaison liegt weiß ich nicht. Es war jedoch angenehm auch einmal vor einem Lokal die Speisenkarte lesen zu können ohne direkt darauf angesprochen zu werden, dass man doch das Lokal besuchen solle.
Der Geschäftstüchtigkeit sind aber auch in Kroatien keine Grenzen gesetzt. So beschloss ein Restaurantbesitzer kurzfristig sein an und für sich geschlossenes Lokal für uns zu öffnen und seinen Schwager als Koch aus dem Nachbardorf zu engagieren als er hörte, dass wir mit 16 Mann in den Hafen "eingefallen" waren.

Die Liegegebühren der Marinas waren im Gegensatz zu den sonstigen Preisen schon unverschämt hoch und teilweise Handgelenkspreise. Dennoch sind oder waren das keine Fantasiepreise sondern Liegegebühren, die so auch im ADAC Marinaführer nachzulesen sind. Ungeachtet der hohen Kosten im Hafen waren die Hafenanlagen auch auf einem sehr hohen Niveau was die Kosten in Relation setzte. Die Sanitären Einrichtungen waren in jeder von uns besuchten Marina sehr gepflegt bis teilweise schon luxuriös.

Bei den Preisen, der regionalen Gastronomie tat es einem schon beinahe leid, dass Wolfgang unser Skipper so hervorragend und leidenschaftlich gerne für uns kochte. So kamen wir ein einziges Mal dazu, ein Restaurant zu besuchen und das war in Rovinji. Wir bestellten dort jeder ein anderes Gericht teilweise mit Vor- oder Nachspeise und mind. einem Getränk. Bei keinem (!) war die Zeche höher als 10 Euro. Die Portionen waren ausreichend groß und die Gerichte kamen gleichzeitig und warm an den Tisch, so dass wir wirklich alle gemeinsam essen konnten.

Wer also mit einer Crew unterwegs ist, die einen weniger leidenschaftlichen Koch hat oder bei der Aufstellung des Speiseplans unüberwindliche Hürden vor sich auftauchen sieht, ist gut beraten, vor Ort die äußerst schmackhafte und frische regionale Küche und Weine zu genießen. Für dieses kulinarische Extra sollte man pro Tag zusätzlich 10 Euro in die Reisekasse einplanen.